Nürnberg - Nachdem die CSU mit ihrem Abstimmungsverhalten zunächst irritiert hatte, wurde nun doch grünes Licht für die sogenannten Superblocks in Gostenhof gegeben. Die Aufbauarbeiten haben begonnen. Kritik an dem Konzept gibt es weiterhin.

Mit Verspätung haben die Aufbauarbeiten der Superblocks in Gostenhof begonnen. Am Donnerstag wurden in der Austraße Stadtmöbel auf der Straße platziert und Hochbeete mit Erde befüllt. Auf dem Asphalt sind farbenfrohe Markierungen angebracht und eine Tischtennisplatte sorgt für Unterhaltung. Auch vor der Kneipe Willich in der Volprechtstraße tun sich bereits Markierungen in Form von vielen bunten Punkten auf dem Boden auf und Holzkästen mit Pflanzen bringen zusätzliches Grün in den Straßenraum. Dass das Projekt nun umgesetzt wird, war zuletzt nicht mehr sicher und Kritik gibt es weiterhin. Was war passiert?

Angestoßen von der Nürnberger Ortsgruppe des Vereins „Autofrei leben“ und dem Bürgerverein Gostenhof, hatten CSU, SPD, Grüne und ÖDP gemeinsam die Umsetzung der Superblocks beantragt. Im März wurde das Projekt vom Verkehrsausschuss beschlossen. Die noch ausstehende Zustimmung im Sör-Werkausschuss galt als Formsache – doch überraschend verweigerte die CSU ihre Zustimmung zur Finanzierung. Der Knackpunkt: das Geld.

Neben der geplanten Anschubfinanzierung von 70.000 Euro tauchte in der Sitzungsvorlage von Sör noch eine Kostenaufstellung von rund 250.000 Euro auf. Diese Summe hatte die CSU nicht auf dem Schirm und die Erläuterungen in der Sitzungsvorlage waren der Partei nicht ausreichend genug.

In der letzten Stadtratssitzung vor der Sommerpause kam das Thema jetzt wieder auf den Tisch. Diesmal stimmte die CSU dem Projekt zu, nachdem sich die Beteiligten darauf verständigt hatten, zunächst nur die 70.000 Euro freizugeben. Mit dem Beschluss vom 30. Juli konnten Anfang August die Aufbauarbeiten vollends beginnen.

Was bedeuten die Superblocks konkret für Gostenhof?

Die Idee der Superblocks stammt ursprünglich aus Barcelona. Ziel ist es, Stadtviertel vom Durchgangsverkehr zu entlasten und öffentliche Flächen neu zu gestalten – etwa mit Grünflächen, Sitzgelegenheiten oder Spielbereichen. Dazu werden Häuserblocks zusammengefasst und die Verkehrsführung um sie herum geändert. In Gostenhof wollen der hiesige Bürgerverein und lokale Initiativen wie „Nürnberg Autofrei“ genau das umsetzen: mehr Aufenthaltsqualität schaffen, indem Straßenraum umgewidmet und vielfältig genutzt wird.

Dafür sind an vier Stellen in Gostenhof Straßenunterbrechungen eingeplant: Adam-Klein-Straße und Müllnerstraße; Denisstraße und Glockendonstraße; Austraße westlich Kernstraße; Bärenschanzstraße und Zickstraße. Dazu werden mehrere Fußgängerzonen eingerichtet, die nicht mehr von Kraftfahrzeugen befahren werden dürfen. Durch die Maßnahmen fallen 58 Parkplätze im Stadtteil weg.

Plan Anwohnerinfo Superblocks
An vier Stellen in Gostenhof wird der Verkehr mittels Sperren unterbrochen. © Stadt Nürnberg / Verkehrsplanung

Kritik an Superblocks in Gostenhof: „Mietenstopp statt Superblock“

Nicht nur bunte Markierungen prägen das Bild der neuen Superblocks in Gostenhof – auch kritische Stimmen machen sich sichtbar. Auf dem Asphalt ist an mehreren Stellen der Schriftzug „Mietenstopp statt Superblock“ zu lesen. Das zeigt: Das Konzept ist nicht unumstritten. Kritikerinnen und Kritiker befürchten, dass die Umgestaltung zur weiteren Gentrifizierung des Stadtteils beiträgt. Sie werfen den Projektbeteiligten vor, die Sorgen der Anwohnenden vor steigenden Mieten und Verdrängung nicht ernst genug zu nehmen.

Die Superblocks sind zunächst als einjähriger Test angelegt. Nach Ablauf des Probezeitraums soll im Verkehrsausschuss über die Erfahrungen berichtet und anschließend über eine dauerhafte Umsetzung oder Rücknahme entschieden werden.