
Nur wenige Geräusche sind so unbefriedigend und frustrierend wie das Klackern einer Münze, die durch einen Automaten rutscht und dann wieder ins Ausgabefach fällt, weil die Maschine entschieden hat: „Nää, Du nicht." Der erste Impuls vieler Menschen: Die Münze kurz an der Hose oder am Automaten reiben, in der Hoffnung, dass sie danach akzeptiert wird. Aber was steckt hinter diesem Reflex? Ist das bloß Aberglaube oder gibt es einen technischen Hintergrund?
Wie Automaten Münzen erkennen
Die Münzprüfer in Automaten sind kleine Hightech-Geräte, die jede Münze bezüglich mehrerer Merkmale überprüfen:
- Größe und Gewicht: Jede Münze hat ein genau definiertes Maß und Gewicht.
- Materialzusammensetzung: Über elektromagnetische Sensoren wird geprüft, wie die Münze auf Magnetfelder reagiert.
- Leitfähigkeit und Oberflächenstruktur: Auch die elektrische Leitfähigkeit und das Reflektionsverhalten können eine Rolle spielen.
Diese Merkmale sind in der Software des Automaten hinterlegt. Weicht eine Münze zu stark davon ab, beispielsweise sei es durch Abnutzung, Verschmutzung oder Beschädigung, wird sie abgelehnt und rutscht durch den Automaten.
Was das Reiben bewirken kann
Das Reiben einer Münze kann in bestimmten Fällen tatsächlich einen Effekt haben - allerdings nur einen sehr begrenzten. Wenn die Münze leicht verschmutzt oder fettig ist, kann das Reiben an der Kleidung oder einem metallischen Teil des Automaten die Oberfläche etwas reinigen, wodurch sie möglicherweise wieder besser erkannt wird. Auch eine leicht oxidierte Münze (z. B. mit Grünspan) kann so etwas aufpoliert werden.
Das Gewicht oder die Größe der Münze verändern oder die magnetischen Eigenschaften beeinflussen, kann das Reiben natürlich nicht. Ebenso sinnlos ist es bei stark beschädigten oder verbogenen Geldstücken.
Der psychologische Effekt
Letztlich spielt es aber nur eine untergeordnete Rolle, ob das Reiben wirklich hilft, denn es hat noch eine ganz andere und nicht zu unterschätzende Wirkung: Es lindert die Frustration, die entsteht, wenn Technik nicht wie erwartet funktioniert - und es vermittelt das Gefühl, zumindest ein wenig Kontrolle in einer eigentlich unkontrollierbaren Situation zu haben.
Der Fachbegriff dafür lautet „Kontrollillusion“, stammt aus der Psychologie und beschreibt das Phänomen, dass Menschen glauben, durch bestimmte Handlungen ein Ergebnis beeinflussen zu können - selbst wenn es keinen realen Zusammenhang gibt. Geprägt wurde der Begriff in den 1970er-Jahren von der US-Psychologin Ellen Langer, die in ihren Studien beispielsweise zeigte, dass Menschen etwa beim Würfeln stärker werfen, wenn sie hohe Zahlen erzielen wollen - obwohl das Ergebnis natürlich trotzdem dem Zufall überlassen ist.
Ähnlich verhält es sich beim Münzenreiben: Rational betrachtet ist die Handlung vollkommen sinnlos. Aber wenigstens fühlt man sich dabei kurz besser.