Islamabad/Garmisch-Partenkirchen - Ihr Leichnam soll nicht geborgen werden, wenn dabei das Leben anderer gefährdet wird - das hatte die verunglückte Dahlmeier schriftlich festgehalten. Kurz war doch von einer möglichen Bergung die Rede, jetzt soll ihr Wunsch doch respektiert werden.

Die Nachricht schockte nicht nur Wintersport-Fans: Biathlon-Legende Laura Dahlmeier ist im Alter von 31 Jahren bei einer Expedition im Karakorum-Gebirge in Pakistan tödlich verunglückt. Sie war auf einer Höhe von 5700 Metern beim Abstieg von einem Steinschlag getroffen worden.

Ihre unverletzte Seilpartnerin hatte sofort den Notruf abgesetzt und mit der Rettungsaktion begonnen. Stundenlang habe die Seilpartnerin versucht, Dahlmeier zu bergen, durch die Schwere des Geländes und des weiterhin anhaltenden Steinschlags sei das aber unmöglich gewesen, heißt es in einem auf Dahlmeiers Social Media veröffentlichten Statement. Nachdem die Seilpartnerin außerdem keine Lebenszeichen vernehmen konnte, habe sie sich in den Nachtstunden für einen Rückzug aus der Gefahrenzone und den weiteren Abstieg entschieden.

Auch eine Bergung mit dem Rettungshubschrauber etwas später konnte nicht durchgeführt werden.

Ursprünglich, das hatte Dahlmeiers Management mitgeteilt, war es ihr „ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille, dass in einem Fall wie diesem niemand sein Leben riskieren darf, um sie zu bergen“. Weiter hieß es auf dem Instagram-Kanal der ehemaligen Biathletin: „Ihr Wunsch war es, ihren Leichnam in diesem Fall am Berg zurückzulassen. Dies ist auch im Sinne der Angehörigen, die außerdem ausdrücklich darum bitten, Lauras letzten Wunsch zu respektieren.“ Unter anderem Bergsteigerlegende Reinhold Messner lobte diese testamentarische Verfügung, sie sei ein weiteres Indiz für die „Großherzigkeit“ der Weltklasse-Wintersportlerin.

Dann aber habe der Alpine Club of Pakistan in einem Statement mitgeteilt, dass der Leichnam doch geborgen werden solle. Das berichtet die Bild-Zeitung unter Berufung auf pakistanische Medien. Die Voraussetzung für die Bergung ist jedoch ein sicherer Zugang zum Ort des tragischen Unglücks. Wegen Steinschlags und einem Wetterumschwung am Laila Peak wäre eine Bergung des Leichnams zum aktuellen Zeitpunkt aber mit einem hohen Risiko für die Rettungskräfte verbunden und deshalb zunächst nicht umsetzbar.

Der pakistanische Bergverein sei mit den lokalen Behörden im Austausch „um den Bergungsprozess zu erleichtern und Dahlmeiers Andenken im Geiste der internationalen Bergsteiger-Solidarität zu ehren“.

Jetzt ist aber klar: Die pakistanischen Behörden werden keinen weiteren Bergungsversuch für Laura Dahlmeier unternehmen. Das teilte der Sprecher der zuständigen Provinzregierung Gilgit-Baltisten, Faizullah Faraq, der Deutschen Presse-Agentur mit. Damit wollen die Behörden den letzten Wunsch der zweifachen Olympiasiegerin respektieren. „Als erfahrene Bergsteiger haben wir uns entschieden, nicht zu gehen“, sagte der bayerische Alpinist Thomas Huber, der Teil des Rettungsteams war, der dpa. Auch das Rettungsteam wolle Dahlmeiers Wunsch ehren.

Als das Team bei einem Überflug mit einem Rettungshubschrauber die 31-Jährige gesehen hatten, sei allen klar gewesen, dass Dahlmeier den Unfall nicht überlebt habe, erzählt Huber. „Für die Welt war sie eine erfolgreiche Sportlerin, für uns eine gute Freundin.“ In dem Social-Media-Statement nimmt außerdem die Familie Abschied „von einem großartigen Menschen“. Sie habe mit ihrer herzlichen und geradlinigen Art das Leben der Familie und vieler weiterer bereichert. „Sie hat uns vorgelebt, dass es sich lohnt, für die eigenen Träume und Ziele einzustehen und sich dabei immer treu zu bleiben.“

Laura Dahlmeiers Leichnam bleibt damit für immer in den Bergen, die ihr so viel bedeutet haben.

Dieser Artikel wurde am 31. Juli 2025 um 13.56 Uhr aktualisiert.