Hilpoltstein - Der Freistaat plant, das S-Bahn-Netz im Großraum Nürnberg weiter auszubauen. Jetzt unter Dach und Fach: Eine neue Gemeinde soll ans Netz gehen.

In einer Großoffensive wollen der Freistaat Bayern gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) das S-Bahn-Netz rund um Nürnberg ausbauen, erneuern und verbessern. Hierfür wurde eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, die 16 Hauptmaßnahmen samt Teilmaßnahmen – insgesamt 31 – untersucht. Grünes Licht gibt es nun für zwei Städte, deren langjähriger Wunsch verwirklicht wird.

Das im Oktober 2024 veröffentlichte Gutachten des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr hatte ergeben, dass durch eine S-Bahn-Verlängerung der Linie 2 von Roth nach Hilpoltstein rund 4 Millionen Pkw-Kilometer pro Jahr eingespart werden könnten.

Laut Projektidee soll die Verlängerung als Ersatz für die RB61 dienen und eine Fahrtzeit von 41 Minuten bis nach Nürnberg benötigen. Zwischen Hilpoltstein und Roth könnten so 4,5 Minuten Fahrtzeit eingespart werden. Da der Gesamtnutzen die Kosten übersteigen würde, empfiehlt der Gutachter, die Maßnahmen weiterzuverfolgen.

Vertrag wird bald unterzeichnet: S-Bahn Nürnberg wird ausgebaut

Nach Vorstellung der Studie betonen Heiko Büttner, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Bayern, und Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter, dass die S-Bahn Nürnberg ein Pfeiler der Alltagsmobilität in der Region darstellt. „Um schnellstmöglich voranzukommen, beauftragt der Freistaat noch in diesem Jahr die Deutsche Bahn mit den Planungen“, erklärt der Minister. Der Freistaat will für die dafür erforderlichen Mittel in finanzielle Vorleistung gehen.

Gegenüber NN.de erklärte Andreas Mäder, Geschäftsführer der VGN, dass am 28. Juli der Planungsvertrag zwischen dem Freistaat und der Bahn-Infrastrukturtochter DB InfraGO für die Verlängerung hätte unterzeichnet werden sollen. Am 31. Juli allerdings erreichte die Redaktion von nordbayern.de die Information, dass die Vertragsunterzeichnung wegen des entgleisten Zuges in Riedenburg und dessen Aufarbeitung wie Bergung vertagt wurde. Eine Bahnsprecherin teilt mit, dass noch kein neuer Termin feststehe.

Das war nun der Fall: Am Freitag, 12. September, unterzeichneten der Freistaat Bayern und die DB die entsprechende Planungsvereinbarung im historischen Sitzungssaal im Rathaus Hilpoltstein. Die 11 Kilometer lange Strecke soll elektrifiziert und umfassend modernisiert werden, vier Haltepunkte werden erneuert, moderne Leit- und Sicherungstechnik installiert.

Die S-Bahn Nürnberg wird nach dem Ausbau bis Hilpoltstein fahren. Die modernisierte Infrastruktur ermögliche zudem einen schnelleren und zuverlässigeren Zugverkehr, so die DB in einer Mitteilung zur Unterzeichnung. Der Freistaat übernehme die Anschubfinanzierung der Planung, um eine spätere Realisierung über Bundesförderprogramme zu erreichen, heißt es darin weiter. Insgesamt sieben Millionen Euro investiert das Land Bayern in die Planung.

Die DB InfraGO beginnt jetzt mit den Planungen für den Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Roth und Hilpoltstein sowie dem barrierefreien Umbau der Stationen Roth, Lohgarten-Roth, Eckersmühlen und Hilpoltstein.

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter bezeichnete die Vertragsunterzeichnung als einen "echten Meilenstein": "Die S-Bahn-Verlängerung nach Hilpoltstein ist das erste Projekt unseres „Ausbauprogramms S-Bahn Nürnberg“, das jetzt in die Umsetzung geht. Damit ermöglichen wir mehr Mobilität in der Region und eine bessere Anbindung im Großraum Nürnberg und erhöhen die Lebensqualität.“

Heiko Büttner, DB-Konzernbevollmächtigter für den Freistaat Bayern, weiß: "Bis zu 100.000 Fahrgäste nutzen täglich die Nürnberger S-Bahn. Sie ist eine zentrale Verkehrsader in der Metropolregion Nürnberg und wird nach der Verlängerung nach Hilpoltstein das sechstgrößte S-Bahn-Netz Deutschlands.“

Der Freistaat empfiehlt auf Basis des von ihm beauftragten Gutachtens zudem die Einführung der S-Bahn nach Markt Erlbach sowie Cadolzburg. Darüber hinaus wird auch eine Anbindung nach Gräfenberg über den Nürnberger Nordring mit Verlängerung der Gräfenbergbahn sowie der Neubau der Strecke zwischen Hilpoltstein und Allersberg empfohlen. Die S-Bahn Nürnberg verfügt auf ihrem derzeit 334 Kilometer langen Streckennetz über 92 S-Bahn-Stationen. Seit Dezember 2024 ist Crailsheim an das S-Bahn-Netz angebunden und die neue S-Bahn-Station Forchheim Nord in Betrieb. Weitere Planungen sehen den Ausbau der S-Bahn ins Pegnitz- und Schnaittachtal im Nürnberger Land vor.

Dieser Artikel ist am 12. September, um 15.30 Uhr, um die stattgefundene Vertragsunterzeichnung aktualisiert worden.