München - Vor allem eine Bevölkerungsgruppe ist dabei stark betroffen. Die Menschen im Freistaat stehen insgesamt aber besser da, als der bundesweite Durchschnitt.

Jeder siebte Mensch in Bayern lebt in einem Haushalt, dem eine Woche Urlaub außer Haus zu teuer ist. Besonders stark betroffen sind dabei Haushalte mit Alleinerziehenden, wie eine aktuelle Auswertung des Landesamts für Statistik zeigt. Fast ein Drittel von ihnen ist betroffen. Basis der Auswertung ist eine EU-weite Umfrage aus dem vergangenen Jahr. Zumindest Urlaub im Inland ist aber billiger geworden.

Konkret lebten 2024 in Bayern 14 Prozent der Menschen in einem Haushalt, der sich nach eigenen Angaben keine einwöchige Reise im Jahr leisten kann. Bundesweit sind es 21 Prozent. Bei bayerischen Alleinerziehenden und ihren Kindern ist die Betroffenheit allerdings mehr als doppelt so hoch: In dieser 0,6 Millionen Personen großen Gruppe ist für 30 Prozent die einwöchige Reise unerschwinglich. Auch hier ist die Situation im vergleichsweise reichen Bayern günstiger als bundesweit, wo 38 Prozent verzichten müssen.

Ebenfalls überdurchschnittlich betroffen sind die 2,7 Millionen alleinlebende Menschen, bei denen in Bayern 20 Prozent keine einwöchige Reise finanzieren können. Leben zwei oder mehr Erwachsene mit Kindern in einem Haushalt, sieht es schon besser aus, hier sind 13 Prozent betroffen. Bei mehreren Erwachsenen ohne Kinder sind es nur 11 Prozent.

Im europäischen Vergleich recht gut

Im europäischen Vergleich stehen Bayern und auch Deutschland mit diesen Zahlen relativ gut da: Europaweit können sich 27 Prozent der Menschen keine einwöchige Reise leisten. Es gibt allerdings auch Länder, in denen die Situation besser als in Bayern ist: unter anderem Luxemburg, Schweden und die Niederlande.

In den vergangenen Jahren sind die Preise für Reisen deutlich gestiegen. Blickt man nur auf die Entwicklung in den vergangenen zwölf Monaten, ergibt sich ein differenziertes Bild. Seit Juni 2024 haben sich Pauschalreisen ins Ausland um 3,8 Prozent verteuert, Kreuzfahrten um 4,5 Prozent. Pauschalreisen im Inland sind dagegen um 8 Prozent billiger geworden, Übernachtungen im Hotel in Bayern um 4,4 Prozent. Ferienwohnungen und -häuser haben unterdessen um 4 Prozent zugelegt. Seit dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019 fallen die Preissteigerungen sehr viel höher aus, insbesondere bei Reisen im Inland sowie bei internationalen Flügen.

Hintergrund der Frage danach, ob sich Haushalte einen einwöchigen Urlaub leisten können, ist, dass diese Einschätzung als Kriterium zur Messung der materiellen und sozialen Entbehrung (Deprivation) dient. Auch Urlaub bei Freunden oder Verwandten oder in einer eigenen Ferienunterkunft zählt dabei als Urlaub.

Zeichen, dass etwas "grundlegend falsch" läuft

In diese Richtung zielt auch der Landesvorsitzende des DGB Bayern, Bernhard Stiedl. Wenn sich jeder siebte Mensch und jeder dritte in einem Alleinerziehenden-Haushalt keine einwöchige Reise leisten könne, "dann läuft in unserem Land etwas grundlegend falsch", sagte er. Urlaub dürfe kein Privileg für Besserverdienende sein. "Wer unter Dauerbelastung lebt und arbeitet, hat auch Anspruch auf echte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – und dazu gehört eben auch mal eine Urlaubsreise."