Nürnberg - Geld aus der Musikindustrie, das die Entwicklung von Waffen fördert? Ein österreichisches Magazin übt scharfe Kritik und beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Spotify und der Rüstungsindustrie.

Ob Jahresüberblick, personalisierte Playlists oder Weekly Mix – aus der Musikszene ist Spotify längst nicht mehr wegzudenken. Der Streamingdienst ist seit Jahren Teil der Industrie und hat diese nachhaltig verändert. Statt Tonträger zu kaufen, wird Musik nun gestreamt.

Doch Spotify ist keineswegs unumstritten. Einer der Vorwürfe: Musikerinnen und Musiker werden kaum für ihre Arbeit belohnt, die Erlöse bleiben für viele gering.

Im Jahr 2024 hat Spotify über 10 Milliarden US-Dollar an die Musikindustrie gezahlt, berichtet CBC News. Demnach haben 1.500 Künstlerinnen und Künstler im vergangenen Jahr jeweils mehr als 1 Million US-Dollar an Tantiemen von Spotify erhalten.

Von diesem Geld landet letztlich jedoch nur ein geringer Prozentsatz direkt bei den Künstlerinnen und Künstlern – schätzungsweise 10 bis 20 Prozent, erklärt Musikpublizist Eric Alper im Gespräch mit dem Nachrichtenportal.

Das Auszahlungsmodell lässt sich jedoch keineswegs mit niedrigen Margen erklären: Spotify-Mitbegründer und CEO Daniel Ek konnte seit 2023 fast 700 Millionen US-Dollar durch Aktienverkäufe des Unternehmens erzielen. Mitbegründer Martin Lorentzon kassierte allein im Jahr 2024 556,8 Millionen US-Dollar, berichtet The Guardian.

Für die schlechte Entlohnung der Künstlerinnen und Künstler steht der Streamingdienst daher seit Jahren in der Kritik. Laut dem Magazin Moment sei dies jedoch nur ein Aspekt – schlimmere Folgen seien darauf aufgebaut.

600 Millionen Euro für KI-Rüstungsunternehmen

In einem Beitrag betont Journalistin und Moment-Host Yasmin Maatouk, dass Spotify dank seines Monopols Künstlerinnen und Künstler von seiner Reichweite abhängig macht. Die Musikszene ist somit vom Streamingdienst abhängig, während das Unternehmen selbst ein für die Künstlerinnen und Künstler ungünstiges Auszahlungsmodell etabliert hat. In dieser Position verdient Spotify Milliarden.

Besonders Spotify-CEO Daniel Ek konnte dadurch Geld „anhäufen“, das er nun unter anderem in den Verteidigungssektor investiert, erklärt das Magazin. Wie die Deutsche Presse-Agentur(dpa) berichtet, erhielt das auf KI-Technologie spezialisierte Unternehmen „Helsing“ Mitte Juni 600 Millionen Euro an Investorengeldern. Mit seiner Investmentfirma „Prima Materia“ führte Ek im Juni die Finanzierungsrunde an. Er ist zudem Chairman von „Helsing“.

Das auf KI-Technologie spezialisierte Rüstungsunternehmen „Helsing“ zählt zu den größten Kampfdrohnen-Produzenten weltweit. Unter anderem produzierte die Firma 6.000 Kamikaze-Drohnen des Typs HX-2 für die Ukraine. Zum Portfolio gehören außerdem der SG-1 „Fathom“ – ein Unterwassergleiter – sowie der KI-Pilot „Centaur“.

Künstlerinnen und Künstler boykottieren

„Überreiche sind überreich, weil sie extreme Profite aus den Leistungen anderer gezogen haben“, kritisiert Maatouk. Ek profitiere auch durch diese Investition, da die Waffen letztlich über Staatsgelder gekauft würden. „Sie sind unverhältnismäßig mächtig und treffen Entscheidungen, deren Konsequenzen wir alle tragen müssen.“ Deshalb sei es an der Zeit, dass Kundinnen und Kunden ihr Spotify-Konto kündigen.

Auch Künstlerinnen und Künstler üben Kritik an Spotify-CEO Daniel Ek. Die Sängerin Leah Senior hat inzwischen ihr Künstlerprofilbild auf Spotify geändert. Auf ihrem Profil ist nun zu lesen: „Spotify unterbezahlt Künstler nicht nur völlig, sondern finanziert jetzt auch Waffentechnologie. Ich bin gerade dabei, mein Label dazu zu bringen, meine Musik entfernen zu lassen.“

Neben Senior wollen unter anderem auch die Indie-Rock-Band Deerhoof und die Post-Punk-Band Dr Sure‘s Unusual Practice ihren Musikkatalog von der Plattform nehmen. „Ich versuche, einen Weg zu finden, der dazu beitragen könnte, einen breiteren Boykott zu mobilisieren“, erklärt Frontperson Dougal Shaw gegenüber The Music Network. „Es ist schwer, als kleinerer Künstler das Gefühl zu haben, dass es irgendeine Auswirkung hat, aber wenn wir mehr etablierte Künstler an Bord holen können, denke ich, dass es mächtig sein kann.“

Shaw ergänzt: „Unsere Arbeit zurückzuhalten, unsere Arbeitskraft, das ist so ziemlich das einzige Werkzeug, das wir haben.“