
25 Jahre Trainerkarriere liegen hinter Dieter Hecking. Mit nur wenig Zwischenpausen ist er zwischen den Vereinen gewechselt, manchmal nicht freiwillig. Auch in Nürnberg hat er seine Spuren hinterlassen - im Guten wie im Schlechten. Im Interview mit dem kicker spricht er auch über eine besonders schwere Zeit - einen Schritt, den er bereut.
Obwohl mit dem Club und Dieter Hecking nicht immer alles rosig lief, ist es nicht diese Zeit, die der 60-Jährige als „falsche Entscheidung“ bezeichnet. „Nach Gladbach war ich ziemlich durch“, erzählt Hecking, der aktuell den VfL Bochum trainiert. Viele Emotionen seien da im Spiel gewesen, gerade, weil es ihm so viel Spaß gemacht habe, in diesem Verein zu arbeiten. Dort ist Dieter Hecking von 2016 bis 2019 als Trainer aktiv. „Und dann saß Max (Anm. d. Red.: Max Eberl, Sportvorstand bei Borussia Mönchengladbach bis 2022) am 1.4. - dieser berühmte 1.4. - in meiner Küche und sagte ‚Hör mal, Dieter, wir werden nicht weitermachen im Sommer.‘“
Diese Situation hat Hecking sichtlich getroffen. Zu diesem Zeitpunkt ist er mit seiner Mannschaft recht erfolgreich, steht auf dem fünften Tabellenplatz, die Champions-League-Plätze in greifbarer Nähe. „Da bist du erfolgreich und dann geht es trotzdem nicht weiter“, sagt er dem Sport-Blatt. „Damit hatte ich echt zu tun.“
Am Ende erreicht die Borussia in dieser Saison noch die Europa League - „ich glaube, wäre das nicht gewesen, wäre die Champions League sicher drin gewesen“. Am letzten Spieltag ist Hecking krank, sollte eigentlich im Bett bleiben, steht aber mit Medizin vollgepumpt trotzdem an der Seitenlinie. So erzählt er es. „Ich lasse mir mein letztes Spiel doch nicht nehmen“, habe er gesagt. Und dann ist sie vorbei, seine Zeit in Gladbach.
Weil Hecking nicht Nein sagen wollte
Schon 14 Tage später wird Hecking Trainer beim Hamburger SV. Ein Schritt, den er nun im Nachgang bereut. Nach Gladbach hätte er ein Jahr Pause machen sollen, sagt der 60-Jährige. Schließlich hatte er zwischen seinen Trainerstationen kaum Unterbrechungen, kaum Zeit, mal runterzukommen. Und ein passendes Angebot wäre sicher mit der Zeit gekommen. „Aber ich wollte Hamburg nicht an mir vorbeigehen lassen.“ Er und sein Co-Trainer Dirk Bremser hätten schon lange davor darüber gesprochen, dass sie gerne mal beim HSV coachen würden. Da sei das Angebot eine Verlockung gewesen.
„Meine Frau hat da schon gesagt: ‚Dieter, du bist noch nicht soweit. Du bist emotional und körperlich angegriffen und wenn du dich jetzt auf Hamburg einlässt, kann es sein, dass das nicht gut wird‘.“
Ein Jahr bleibt er beim HSV. Verpasst den Aufstieg in die Bundesliga. Und geht dann als Sportvorstand zurück nach Nürnberg. Wieder ohne Pause.
Das Jahr in Hamburg ist schwer für Hecking, gibt er zu. Sein Vater stirbt im September, in der gleichen Saison verlieren drei Spieler seiner Mannschaft ebenfalls ihre Väter. Das hätte man erstmal verarbeiten müssen, in einer Saison, in der es eigentlich um den Aufstieg ging, so Hecking. Und dann kommt auch noch Corona. Das „extremste Jahr“ sei das gewesen. „Wenn ich da Dirk nicht an meiner Seite gehabt hätte, wär‘s schiefgegangen.“ Rückblickend bezeichnet Hecking den Schritt nach Hamburg zu diesem Zeitpunkt als Fehler.