
Der 73-jährige Joseph H. aus Bammersdorf im Landkreis Forchheim muss sich ab kommendem Freitag, 4. Juli, vor dem Landgericht Bamberg wegen Mordes verantworten. Er soll seine ehemalige Lebensgefährtin Katina K. getötet haben, die vor rund einem Jahr spurlos verschwand.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Rentner Mord aus niedrigen Beweggründen vor. Der 73-Jährige und die damals 33-jährige Sexarbeiterin Katina K. haben sich demnach 2023 kennengelernt und sind eine Beziehung eingegangen. Das Paar plante gemeinsam nach Bulgarien, in die Heimat von Katina K., auszuwandern. Um das Vorhaben in die Tat umsetzen zu können, verkaufte der Angeklagte laut Anklageschrift sein gesamtes Hab und Gut.
Doch zur gemeinsamen Auswanderung kam es nie: Am 1. August 2024 wurde die Frau von ihrer Familie als vermisst gemeldet. Laut Anklageschrift hatte sie ihrem Lebensgefährten kurz zuvor eröffnet, dass sie ohne ihn nach Bulgarien zurückkehren möchte. Aus Wut über die Trennung soll er daraufhin beschlossen haben, die 33-Jährige zu töten. Laut Anklage soll das am 1. August 2024 geschehen sein. Ihre Leiche wurde bis heute nicht gefunden.
„SoKo Sofia“
Eine 30-köpfige Sonderkommission (SoKo) ermittelt seit Monaten, mehr als 100 Zeugenhinweise gingen ein, viele Spuren wurden verfolgt. Eine großangelegte Suchaktion, bei welcher Spürhunde, Taucher, Hubschrauber und Sonar zum Einsatz kamen, blieb ergebnislos. Mehrfach wurde die Umgebung von Bammersdorf sowie das Anwesen des Angeklagten durchkämmt - ohne Erfolg. Die Staatsanwaltschaft hat daraufhin im April auch ohne Leiche Mordanklage erhoben. Es wird also, ähnlich wie im Fall der Alexandra R., ein Indizienprozess sein.
Was ist ein Indizienprozess?
Ein Indizienprozess wird immer dann geführt, wenn eine angeklagte Person keine Angaben zu der vorgeworfenen Tat machen will, aus welchen man detaillierte Erkenntnisse zum Tathergang gewinnen kann. Ein Indizienprozess bietet die Möglichkeit, eine Tat trotzdem zu rekonstruieren und die Möglichkeit den oder die Angeklagte im Falle von ausreichenden Indizienbeweisen, schuldig zu sprechen. Genügend Indizien zu sammeln, nimmt meist viel Zeit in Anspruch, weshalb auch im Fall Katina K. viele Verhandlungstermine angesetzt sind. Mit einem Urteil wird voraussichtlich im Dezember 2025 gerechnet.
Nicht die ersten Ermittlungen gegen Joseph H.
Wie die Nordbayerischen Nachrichten Forchheim zuerst berichteten, ermittelte die Polizei schon 1994 gegen H. Er stand im Zusammenhang mit dem Verschwinden der damals 32-jährigen Sabine F. aus Forchheim. Die Frau wurde laut dem Bericht zuletzt in der Nacht auf den 30. Januar des Jahres nach einem Faschingsball im Forchheimer Gasthaus Schlößla gesehen. Der Fall ist bis heute nicht geklärt, die Frau verschwunden.
Gewalt an Frauen geschieht meist im Verborgenen und hat viele Gesichter. Psychische, physische oder sexuelle Gewalt kann jede Frau betreffen. Stalking, Schläge oder Missbrauch sind oft nur ein Teil davon. Wenn auch Sie das Gefühl haben betroffen zu sein, können Sie die kostenlose Nummer des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ wählen. Unter der 08000/116016 haben Sie die Möglichkeit, rund um die Uhr anonym und vertraulich Kontakt zu Beraterinnen aufzunehmen. Die Beratung kann auch über einen Online-Chat oder per E-Mail erfolgen. Das Frauenhaus in Nürnberg erreichen Sie ebenfalls 24 Stunden am Tag unter der 0911/333915, das Frauenhaus in Fürth rund um die Uhr unter 0911/729008. Von Gewalt betroffene Männer können sich beim „Hilfetelefon Gewalt an Männern“ unter der 0800/1239900 ebenfalls Unterstützung suchen.