Cannes - Übertourismus ist an vielen beliebten Reisezielen zum Problem geworden. Vor allem Kreuzfahrtschiffe spucken innerhalb kürzester Zeit ganze Menschenmassen aus. Eine Stadt an der Côte d‘Azur hat zieht die Reißleine.

Ganze 460.000 Kreuzfahrtpassagiere gingen im Jahr 2024 in Cannes an Land. Das berichtet die Zeitung Le Monde. Viele davon kommen von riesigen Schiffen, auf deren Decks mehrere tausend Menschen gleichzeitig passen. Die müssen oftmals in der Bucht vor der Stadt ankern, da der Hafen zu klein ist. Eine Entwicklung, die Cannes im Keim ersticken will.

Aus diesem Grund hat der Stadtrat einen Beschluss verabschiedet: Der legt fest, dass ab 2026 pro Tag nur noch ein Kreuzfahrtschiff mit einer Kapazität von über 3000 Passagieren sich im Meer vor Cannes aufhalten darf.

Also niemals zwei gleichzeitig und nicht mehr als 34 im Jahr. Diese Zahl soll 2027 sogar noch auf 31 Monster-Schiffe pro Jahr reduziert werden. Das wäre ein Rückgang von 50 Prozent im Vergleich zu heute, schreibt Nice Presse. Zusätzlich wird die maximale Anzahl der Kreuzfahrtpassagiere, die Cannes betreten dürfen, auf 6000 Stück am Tag festgelegt. Langfristiges Ziel ist es, bis 2030 nur noch Schiffe mit einer Kapazität von bis zu 1300 Passagieren aufzunehmen.

Doch geht es der Stadt nicht darum, sich per se gegen Kreuzfahrten zustellen, so der Bürgermeister Cannes, David Lisnard, in einer Pressemitteilung, die dem Sender TV5 Monde vorliegt. Vielmehr wolle man kleinere, ästhetisch ansprechendere, modernere und umweltfreundlichere Schiffe begrüßen.

Cannes ist nicht die erste Stadt an der Côte d‘Azur, die sich gegen die immer größer werdenden Kreuzfahrtschiffe vor ihren Küsten stellt. Bereits im Januar hatte das nahegelegene Nizza Schiffen mit einer Kapazität von über 900 Passagieren ab dem Sommer verboten, in der Stadt anzulanden, schreibt der Stern.

Kreuzfahrttouristen bringen kaum Mehrwert für Einheimische

Dass die Wut gegenüber immer mehr Kreuzfahrttouristen nicht völlig aus der Luft gegriffen ist, zeigt eine Studie der Universität Bern. Die ergab, dass die Passagiere an Land im Durchschnitt dreimal weniger Geld ausgeben, als Familienurlauber, die dort übernachten, erklärt Planet Wissen. Zudem handelt es sich bei Kreuzfahrten oft um All-inclusive-Urlaube. So wird meist an Bord des Schiffes gegessen und auch die Touren an Land gewöhnlich vom Veranstalter durchgeführt, nicht von einheimischen Fremdenführern.