Venedig - Jeff Bezos und seine Verlobte feiern eine der teuersten Hochzeiten, die Venedig je erlebt hat. Doch während die Superyachten und Privatjets der Hochzeitsgäste eintreffen, protestieren Aktivistinnen und Aktivisten auf den Straßen der Stadt.

Venedig steht Kopf: Die Mega-Hochzeit von Amazon-Gründer Jeff Bezos und der ehemaligen TV-Moderatorin Lauren Sánchez am kommenden Wochenende sorgt seit Tagen für Aufsehen - und für Absperrungen, Sicherheitsvorkehrungen und Proteste. Rund 250 prominente Gäste sind laut Medienberichten eingeladen, darunter Stars wie Kylie Jenner, Kim Kardashian, Leonardo DiCaprio, Katy Perry und Ivanka Trump.

Die Feier soll sich über mehrere Tage erstrecken und könnte laut Angaben der Deutschen Presseagentur (dpa) zwischen 15 und 30 Millionen Euro kosten. Es wäre damit eine der teuersten Hochzeiten in der Geschichte der Stadt.

Fast 100 Privatjets erwartet

Der Flughafen von Venedig erwartet laut der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera mindestens 95 Privatjets der Hochzeitsgäste. Auch mehrere Superyachten liegen bereits im Hafen.

Wann und wo genau die Trauung und die anschließenden Feiern stattfinden, wurde bisher nicht offiziell bestätigt. Medien berichten jedoch, dass gleich mehrere Locations für das Wochenende geblockt wurden - darunter das Luxushotel Aman, der Palazzo Ducale und die Insel San Giorfio Maggiore, die normalerweise öffentlich zugänglich ist. Auch Wassertaxis haben offenbar ihre Reservierungen storniert, um für die Hochzeitsgäste verfügbar zu sein, wie das Magazin Rolling Stone berichtet.

Bezos und Sánchez sollen eine Suite im Aman-Hotel am Canal Grande gebucht haben. Dort waren bei ihren Hochzeiten in Venedig auch Hollywood-Star George Clooney und seine Ehefrau Amal untergebracht, ebenso wie Fußballer Bastian Schweinsteiger und Ana Ivanović, um die es kürzlich vermehrt Trennungsgerüchte gab.

Protest gegen Klimabelastung

Die geplante Hochzeit des 61 Jahre alten US-Milliardärs erntet allerdings auch große Kritik. Greenpeace und die lokale Gruppe "No space for Bezos" haben Protestaktionen in Venedig gestartet, um die bevorstehende Hochzeit des Amazon-Gründers zu stören oder sogar zu verhindern. Auf dem Markusplatz wurde unter anderem ein riesiges Banner platziert mit der Aufschrift: "When you can rent Venice for your wedding, you can pay more tax" (Auf Deutsch: "Wenn Sie Venedig für Ihre Hochzeit mieten können, können Sie auch mehr Steuern zahlen"). Greenpeace-Aktivistin Clara Thompson kritisierte auf Instagram: "Während Venedig unter der Klimakrise versinkt, feiern Milliardäre auf Megayachten, als gäbe es kein Morgen."

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Greenpeace Deutschland (@greenpeace.de)

Tatsächlich sind die Folgen des Klimawandels in der Lagunenstadt längst zu spüren: Einem Faktencheck vom Correctiv zufolge, sank Venedig zwischen 1993 und 2023 um etwa 25 Zentimeter, während der Meeresspiegel jährlich um durchschnittlich 4,5 Millimeter gestiegen ist. Laut der Kommune Venedig haben sich zudem in den vergangenen Jahren die jährlichen Hochwasser gehäuft.

Auch der Massentourismus führt zu großen Schäden. An manchen Tagen sind mehr als 100 000 Touristen unterwegs. Wie die Zeitschrift Blätter für deutsche und internationale Politik berichten, sind besonders Kreuzfahrtschiffe ein Problem: Sie stören das Ökosystem der Lagune, beschädigen die Fundamente der Gebäude durch die aufkommenden Wellen und tragen massiv zur Luftverschmutzung bei. Die große Anzahl an Passagieren überflutet Straßen und enge Gassen, konsumiert vor Ort jedoch nur wenig, was zu finanziellen Einbußen führt. Die Stadt reagierte 2024 mit einem kostenpflichtigen Tagesticket, um den Massentourismus einzudämmen.

Wie Superreiche die Klimakrise befeuern

Ein Bericht von Oxfam International aus dem Jahr 2024 zeigt, wie unverhältnismäßig stark Superreiche das Klima belasten: Die 50 reichsten Menschen der Welt stoßen in 90 Minuten mehr Kohlenstoffdioxid aus als ein Mensch im globalen Durchschnitt im gesamten Leben. Allein 23 Superreiche verursachen mit ihren Privatjets pro Jahr 2.000 Mal mehr Emissionen als die ärmsten 50 Prozent der Weltbevölkerung.

Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro verteidigt die Hochzeit allerdings. Er spricht von einer "Ehre für die Stadt", wie die dpa berichtet. Die lokale Wirtschaft werde dadurch gestärkt und Venedig profitiere finanziell sehr von der Feier. Allein Jeff Bezos habe der Kommune wohl einen Millionenbetrag gespendet und seine Hochzeitsgäste ebenfalls darum gebeten.

Sicherheitsvorkehrungen wegen Nahostkonflikt verschärft

Die Sicherheitsmaßnahmen wurden aufgrund des Krieges im Nahen Osten und der hochkarätigen Gästeliste zuletzt noch einmal verschärft: Polizei- und Militäreinheiten sind in der Stadt präsent, Scharfschützen wurden auf Dächern positioniert und Drohnen überwachen den Luftraum.

Zusätzlich reagierten die Veranstalter der Guardian zufolge offenbar auf Protestankündigungen: Die Aktivistengruppe "No space for Bezos" drohten, die Kanäle mit aufblasbaren Krokodilen zu blockieren, um Gäste an der Anreise zu hindern. Die große Abschlussfeier wurde daher von der Lagune auf ein abgesperrtes Werftgelände außerhalb des Stadtzentrums verlegt - aus Sicherheitsgründen und um Störungen zu vermeiden.