
Mit dem warmen Sommerwetter der letzten Wochen begann im Freistaat auch die Badesaison. Tausende Menschen tümmeln sich in den zahlreichen Badeseen und Flüssen der Region, um sich eine Abkühlung zu verschaffen.
Doch nicht jeder kommt auch wieder heil und gesund ans Ufer: Ganze 70 Menschen sind im Jahr 2024 in Bayerns Gewässern ertrunken. Mehr als in jedem anderen deutschen Bundesland: „Das liegt vor allem daran, dass wir hier in Bayern besonders viele Flüsse und Seen haben“, erklärt Andreas Heuler, stellvertretender Vorsitzender des DLRG-Kreisverbands Nürnberg-Roth-Schwabach.
„Zudem beobachten wir über die letzten Jahre leider eine steigende Zahl an Badetoten.“ Die Gründe dafür sind vielschichtig. „Das hat bei Kindern vor allem was mit der Schwimmfertigkeit zu tun. 2022 konnten ganze 20 Prozent der Kinder im Grundschulalter nicht schwimmen. 2017 waren es nur zehn Prozent“, erklärt Heuler.
Ein Grund dafür sei die Coronapandemie, da viele Kinder in dem Zeitraum keine Schwimmkurse besuchen konnten. Aber auch ein anderes Problem spiele mit rein: „Es gibt immer weniger Hallenbäder, in denen das Schwimmen gelehrt werden könnte. Viele sind sanierungsbedürftig und mussten schließen.“ In Nürnberg habe man da noch viel Glück, da genug Bäder vorhanden seien. „Auf dem Land ist die Lage aber natürlich schlechter.“ Heulers Forderung: „Wir brauchen wieder mehr Sportbäder, die auch für den Schwimmunterricht gedacht sind, denn Frei- und Spaßbäder sind oftmals weniger geeignet.“
„Leichtsinn in Verbindung mit Alkohol“
Aber nicht nur Kinder, sondern auch junge Erwachsene sind immer wieder unter den Ertrunkenen. „Das liegt überwiegend am Leichtsinn in Verbindung mit Alkohol“, sagt Heuler. Er kenne das vom Brombachsee, wo die DLRG eine Wasserrettungsstation betreibt. „Wenn man da mit Freunden hinfährt, Alkohol trinkt und ins Wasser geht, kann das fatal enden. Vor allem nachts und wenn die Stelle nicht überwacht ist.“
Doch den größten Anteil an Ertrunkenen stellen Menschen über 50 Jahre. „Hier kommt zum einen die Demografie und die Grunderkrankungen in der Bevölkerung zum Tragen. Wenn jemand in einem unüberwachten Gewässer einen Herzinfarkt hat, fällt das kaum auf.“
Ein weiterer Grund für viele Badeunfälle: „Durch die abnehmende Zahl an Bädern und die gestiegenen Eintrittspreise, werden Freigewässer immer attraktiver. Aber gerade hier kann es leicht vorkommen, dass Badegäste in Flüssen die Strömung unterschätzen oder die Gewässer unbewacht sind.“
Damit es aber gar nicht erst zu Unfällen kommt, hat Heuler folgende Tipps: „Am besten nie alleine und nie betrunken in ein Gewässer gehen. Man sollte sich zudem immer überlegen, wo man am besten rein- und rausgehen kann und sich zuvor abkühlen. Denn wenn jemand bei 40 Grad von einer Luftmatratze ins 20 Grad kalte Wasser fällt, kann das zu massiven Problemen führen.“
Was tun bei Notfall im Badesee?
Bei längeren Schwimmstrecken sei es ratsam, eine Rettungsboje mitzunehmen. Die hilft im Zweifelsfall, über Wasser zu bleiben. Eine Luftmatratze sei dafür hingegen eher weniger geeignet. Doch was ist, wenn ein Schwimmer in einem unüberwachten Gewässer kein Hilfsmittel zur Verfügung hat und zum Beispiel einen Krampf bekommt? „Am besten auf den Rücken legen, den betroffenen Bereich dehnen und den Krampf lösen. Zudem macht es Sinn, zu schauen, wo ich am besten aus dem Wasser kann und trotzdem um Hilfe zu rufen, da es vielleicht jemand hört.“
Auch gut für Verbesserung von Schwimmfähigkeiten: „Bundesweit finden jedes Jahr die Schwimmabzeichentage statt“, erklärt Heuler. In diesem Zeitraum können alle Altersgruppen bei den teilnehmenden Verbänden ein Schwimmabzeichen erlangen und ihre Kenntnisse unter Beweis stellen.