Nürnberg - Am Sonntag kam es vor einer jüdischen Einrichtung in Nürnberg zu einem Polizeieinsatz, weil ein Mann davor wirre Plakate bei sich trug. Eine Sprecherin der Einrichtung äußert sich.

Jüdische Einrichtungen sind immer wieder Ziel von Vandalismus, antisemitisch motivierten Taten und auch Anschlägen. Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) dokumentierte im vergangenen Jahr 8.627 Vorfälle - ein Anstieg um fast 77 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Kriege in Gaza und gegen den Iran heizen hierzulande die Stimmung weiter an und verschärfen die Lage für Juden. Umso essenzieller ist der Schutz sensibler Einrichtungen.

In Nürnberg kam es am Sonntag, 22. Juni 2025, gegen 14 Uhr zu einem Polizeieinsatz vor einer jüdischen Einrichtung in der Regensburger Straße. Auslöser war ein Mann, der Plakate mit hinsichtlich der Örtlichkeit unangemessenen, wirren Aussagen bei sich trug.

„Wirrer Sachverhalt“ löst Polizeieinsatz vor jüdischer Einrichtung aus

Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Nürnberg auf Nachfrage unserer Redaktion berichtete, stand „ein wirrer Sachverhalt“ auf den Plakaten, die der Mann sich um den Hals gehängt hatte. Genauere Angaben zur Intention und dem Inhalt wollte der zuständige Beamte nicht machen. Allerdings standen die Aussagen nicht im Zusammenhang mit dem Krieg zwischen Israel und dem Iran „oder gänzlich mit dem Nahost-Konflikt“ und seien auch nicht verunglimpfend oder beleidigend gewesen. Er wies explizit darauf hin, dass die Plakate sich ausschließlich durch den Charakter des „wirren Sachverhalts“ ausgezeichnet hätten.

Bedrohung in der Einrichtung zu keinem Zeitpunkt

Eine Sprecherin des jüdischen Zentrums erklärte auf Anfrage, dass es sich bei dem „wirren Sachverhalt“ offenbar um Aussagen zum Krieg in der Ukraine gehandelt habe. Bedroht hätte man sich in der Einrichtung, die jüdisches Leben in Mittelfranken unterstützt, fördert und ermöglicht durch den Mann zu keinem Zeitpunkt gefühlt, beteuerte die Frau.

Da „eine Person keine Versammlung ist“ und die jüdische Einrichtung alles andere als der richtige Ort sei, um derartigen Meinungen Ausdruck zu verleihen, wurden dem Mann die Plakate abgenommen, wie der Polizeisprecher konstatierte und anschießend ergänzt: „Er kann es ja sagen, aber er kann es auch 20 Meter weiter sagen.“ Als Konsequenz erteilten die eingesetzten Beamten dem Mann einen Platzverweis aufgrund der Örtlichkeit. Die Plakate wurden sichergestellt, um sie gegebenenfalls strafrechtlich zu beurteilen.


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