Erlangen - Erlangen landet beim bundesweiten Fahrradklimatest ganz vorn – und das nicht zum ersten Mal. Was die Stadt so besonders macht und wo es trotzdem hakt.

Was hat Erlangen, was andere Städte nicht haben? Beim Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) landet die Stadt in der Kategorie „Spitzenreiter“ der Größenklasse 100.000 bis 200.000 Einwohnende erneut ganz oben. Am Dienstag ist in Berlin das Ergebnis bekanntgegeben worden.

Das zeichnet den Radverkehr in Erlangen aus

Von September bis November 2024 konnten Radfahrende in ganz Deutschland per Fragebogen bewerten, wie fahrradfreundlich ihre Städte und Gemeinden sind. Ziel der alle zwei Jahre durchgeführten Befragung ist laut ADFC nicht die Erhebung eines repräsentativen Querschnitts der Bevölkerung, sondern die Einbindung eines möglichst breiten Spektrums an Viel- und Gelegenheitsradfahrenden.

Die Teilnehmenden aus Erlangen hoben insbesondere den Winterdienst auf Radwegen, die vielfältige Öffentlichkeitsarbeit zugunsten des Radverkehrs sowie die generationsübergreifende Nutzbarkeit des Fahrrads als Stärken hervor.

Kritik von Radfahrenden gab es hier

Kritisch bewertet wurden hingegen die Zahl der Fahrraddiebstähle und die Mitnahmemöglichkeiten für Räder im öffentlichen Nahverkehr und die Wegweisung für Fahrräder. Während sich die Durchschnittsnoten in Orten in der Größenklasse 100.000 bis 200.000 Einwohnende in den vergangenen Jahren leicht verschlechtert haben, schnitt Erlangen bei den letzten drei Befragungen jedes Mal besser ab.

Auszeichnung für Erlangen - das sagen die Verantwortlichen

„Ohne das Fahrrad kann eine klimafreundliche Verkehrswende nicht gelingen. Das haben wir in Erlangen schon lange erkannt und in den vergangenen Jahren kontinuierlich am Ausbau und der Verbesserung unserer Radinfrastruktur gearbeitet“, sagte Oberbürgermeister Florian Janik. So seien zahlreiche sichere Abstellmöglichkeiten im gesamten Stadtgebiet im Rahmen des 1000-Bügel-Programms geschaffen worden. Das Radwegenetz sei an wichtigen Stellen geschlossen worden und Projekte wie die Umweltspuren am Europakanal als Teil des künftigen Metropolradwegs Bamberg-Nürnberg umgesetzt.

Die Urkunde überreichten am Dienstag Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder und der ADFC-Bundesvorsitzende Frank Masurat. Schnieder sagte, die Gewinnerstädte zeigten: „Gute Maßnahmen vor Ort steigern spürbar die Zufriedenheit im Radverkehr.“

Erlangens Planungs- und Baureferent Harald Lang war bei der Preisverleihung in Berlin persönlich anwesend und nahm die Auszeichnung entgegen. In einer Pressemitteilung der Stadt dämpfte er jedoch die Erwartungen für die kommenden Jahre: „Die notwendige Haushaltskonsolidierung wird uns in den nächsten Jahren leider etwas bremsen“, erklärte Lang. So liege zwar ein überarbeitetes Beschilderungskonzept bereits vor, aufgrund der aktuellen Haushaltskürzungen konnten die neuen Schilder bislang jedoch nicht flächendeckend installiert werden.

„Das Ziel, Radfahren in Erlangen noch attraktiver zu machen, bleibt aber klar“, betonte Lang zugleich, dass das Ziel, das Radfahren in Erlangen weiter zu fördern, klar im Fokus bleibe. Mit dem weiterentwickelten „Zukunftsplan Fahrradstadt“ stünden dabei die Verbesserung der Hauptradverkehrsachsen und die Verbindung der zentralen Stadtteile, Wohn- und Arbeitsquartiere sowie Bildungseinrichtungen und Nachbarkommunen im Zentrum.

„Bayern noch weit entfernt von einem echten Fahrradland“

Der ADFC Bayern bewertet das Abschneiden der Kommunen im Freistaat insgesamt kritisch. Die Ergebnisse des Fahrradklimatests zeigten deutlich, dass „Bayern noch weit entfernt von einem echten Fahrradland ist“. Zwar seien leichte Fortschritte bei Leihfahrrädern und Radabstellanlagen erkennbar, insgesamt bleibe das „Radklima“ jedoch „unbefriedigend“, so der Verband.

Erlangen ist erneut die einzige Kommune in Bayern, die es bundesweit unter die 18 Spitzenreiter geschafft hat. Die größten Schwachstellen sieht der ADFC Bayern weiterhin in zu schmalen und zugeparkten Radwegen sowie im mangelnden Sicherheitsgefühl vieler Radfahrender. Besonders negativ fiel der häufig zu geringe Überholabstand auf.

Auch Nürnberg ausgezeichnet

Unter den 15 größten Städten Deutschlands verbesserte sich Nürnberg im Vergleich zur Befragung 2022 am stärksten. Im Deutschlandvergleich landet die Frankenmetropole auf Platz acht in der Größenklasse über 500.000 Einwohnende. Punkten konnte die Stadt aus Sicht der Teilnehmenden mit fahrradfreundlichen Ampelschaltungen und der Qualität neu angelegter Radwege. Dafür erhielt Nürnberg die Auszeichnung in der Kategorie „Aufholer“.

Auch Fürth konnte sich verbessern: In seiner Größenklasse belegte die Kleeblattstadt den fünften von 42 Plätzen – zwei Ränge besser als noch 2022.