
Es ist eine liebgewonnene Tradition, die bis auf eine kurze Unterbrechung durch Corona seit etwa 30 Jahren zu jeden Olympischen Spielen wiederkehrt. Die Athletinnen und Athleten bei Olympia werden mit Kondomen ausgestattet.
Die Menge kann dabei variieren. So erhielten die Sportlerinnen und Sportler 2016 in Rio de Janeiro rund 450.000 Kondome, bei den Olympischen Spielen davor in London lediglich 120.000. Die Anzahl der Kondome in Paris liegt also daran gemessen im Mittelfeld.
Waren es früher nur Kondome, so ist man heute breiter aufgestellt. Das Angebot erstrecke sich auch auf Lecktücher (10.000 Stück) und neben den klassischen Kondomen auch auf die latexfreie Variante davon (10.000 Stück), sagt Laurent Dalard, zuständig für Erste Hilfe und den Umgang mit gesundheitlichen Risiken im Organisationskomitee. Während an die Männer etwa 200.000 Kondome verteilt wurden, erhielten die Frauen lediglich 20.000.
Kondome sind zur Aufklärung gedacht
Der Ursprungsgedanke hinter den Kondomen ist jedoch nicht das Privatvergnügen der Sportlerinnen und Sportler. Hinter der Verteilaktion steht der Aufklärungsgedanke: Die Kondome sollen auf die Gefahr von Geschlechtskrankheiten aufmerksam machen und an die Verhütung erinnern. Die Athletinnen und Athleten sollen sie in ihre Heimatländer mitnehmen, um dort für mehr Aufklärung und Nutzung des Verhütungsmittels zu sorgen, so der Aufruf des Organisationskomitees bei den olympischen Sommerspielen 2021.
Ob die Athletinnen und Athleten diesen Ursprungsgedanken verfolgen oder die Kondome doch während ruhiger Stunden bei den Spielen für sich nutzen, ist ungewiss. Die Meinungen darüber gehen auseinander. So will die Schweizer Delegation nichts von einem regen Treiben mitbekommen haben, manche Athletinnen und Athleten hätten noch nicht einmal eines der sagenumwobenen Kondome gesichtet. Anders jedoch die Aussage von US-Athlet Ryan Lochte aus dem Jahr 2012: 70 Prozent der Olympia-Athleten seien auch außersportlich an den Spielen sehr aktiv.
Wie und wo die Sportlerinnen und Sportler die Verhütungsmittel einsetzen, wird wohl weiterhin ihr Geheimnis bleiben. Jedoch könnten auch die schmalen Papp-Betten, die im Olympischen Dorf in Paris eingesetzt werden, verhütend wirken. Denn wer möchte schon beim trauten Schäferstündchen überraschend innigen Kontakt mit dem Boden aufnehmen, wenn das Liebesnest plötzlich zusammenbricht?
