NÜRNBERG - Der Duden sagt: Zentrum wird mit "Z" geschrieben - in Nürnberg heißt die Stadtmitte allerdings konsequent überall Centrum. Was hat es mit der eigenwilligen Kreation auf sich? Der Versuch einer Erklärung.

"Fest & Flauschig", Deutschlands vielleicht erfolgreichster Podcast, beschäftigt sich gern mit den Nebensächlichkeiten des Lebens. In einer der letzten Ausgaben beschäftigten sich Jan Böhmermann und Olli Schulz indirekt mit Nürnberg. Oder vielmehr: Dem Zentrum Nürnbergs. Oder eben dem Centrum. Jedenfalls der Stadtmitte. Denn: Überall in Deutschland gibt es Großstädte, die ihr Zentrum mit "C" ausschildern. "Seit 1901 schreibt das niemand mehr so", sagt Böhmermann in dem Podcast - und fragt sich, warum es dann auf Schildern unter anderem eben in Nürnberg oder auch in Würzburg konsequent so ausgewiesen wird. Eine Internetrecherche führt jedenfalls zu nichts. Es gibt allerlei Legenden, nur keine Erklärung für die eigenwillige Kreation.

Nachfrage bei der Stadt Nürnberg. "Das Thema", sagt Frank Jülich vom zuständigen Verkehrsplanungsamt, tauche alle Jahre mal wieder auf. Auch bei den Behörden rätselt man, wann und vor allem warum die Schreibweise eingeführt wurde. Wahrscheinlich habe man in den 1960er Jahren auf "Centrum" umgestellt. "Wir vermuten, dass man sich damals auf diese "'internationalere' Schreibweise festgelegt hat und dann auch konsequent weitergeführt hat", sagt Jülich. Nur wissen tut er es nicht. Der Trend zum "C" existiert jedenfalls in vielen westdeutschen Städten.

Im Stadtgebiet gibt es nur ein einziges Schild, auf dem die Stadtmitte so geschrieben wird, wie es der Duden vorschreibt. "Nach unserer Kenntnis gibt es in Nürnberg nur einen Wegweiser an der Südwesttangente, auf dem Centrum mit „Z“ geschrieben ist", erklärt Jülich. "Den hatte die damalige Autobahndirektion Nordbayern aufstellen lassen und dabei die Nürnberger Schreibweise eben nicht im Blick." Keine sich anbahnende Schilder-Revolution also, sondern ein Fauxpas. Eine Umstellung sei jedenfalls nicht geplant. Das, so der Stadtplaner, würde "einen enormen Arbeits- und Kostenaufwand verursachen", der sich nicht rechtfertigen ließe. "Wo wir Wegweiser erneuern, verwenden wir seit einigen Jahren auch das Symbol für das Stadtzentrum, das die Richtlinie für die wegweisende Beschilderung (RWB) dafür vorsieht, einen schwarzen Punkt mit einem schwarzen Kreis darum auf weißem Grund", sagt Jülich.

Einen ganz praktischen Nutzen hat die "Centrum"-Schreibweise jedenfalls, denn: Gerade im Westen der Stadt könnte es zu Verwirrungen führen, denn Schilder könnten auch ins Fürther Stadtzentrum führen. Dort führen die Schilder in die "Stadtmitte" - also weder ins Zentrum noch ins Centrum.