Bagsværd, Dänemark - Ozempic und Wegovy helfen beim Abnehmen. Inzwischen werden die Medikamente auch in Deutschland verschrieben: Für Menschen mit starkem Übergewicht oder für jene, die Probleme mit Diabetes Typ 2 haben. Doch der Hype ums Schlankwerden hat Schattenseiten.

Kim Kardashian und Elon Musk tun es schon lange, nun ist es auch den Deutschen möglich: Abnehmen durch Spritze. In den "Wunder"-Medikamenten Ozempic und Wegovy sind Stoffe, die körpereigene Hormone nachahmen, die ein sättigendes Gefühl vermitteln. Die Patienten essen weniger und nehmen ab.


Das Mittel Ozempic kam gegen Diabetes auf den Markt, erklärt die "Tagesschau". Doch da es auch beim Abnehmen hilft, hypen Internet-Nutzer Ozempic schon länger in den Sozialen Netzwerken. Frauen berichten auf TikTok von ihren Abnehm-Erfolgen. Bis zu 15 Prozent Gewichtsreduktion könne Ozempic herbeiführen, die nächste Generation des Stoffes könnte laut Forschern vom Institut für Diabetes und Adipositas am Helmholtz-Zentrum München sogar bis zu 25 Prozent erreichen, berichtet der "MDR". Außerdem verringere es bei herzkranken übergewichtigen Menschen das Risiko auf Herzinfarkt und Schlaganfall um 20 Prozent, berichtet die "Ärzte Zeitung". Das Medikament "Wegovy" hat ähnliche Inhaltsstoffe und ist explizit zur Gewichtsreduktion auf den Markt gekommen.

Ozempic und Wegovy basieren auf dem Wirkstoff Semaglutid. Der wurde laut "Ärzte Zeitung" zum "wissenschaftlichen Durchbruch des Jahres 2023" gekürt. Semaglutid senkt den Blutzucker und reduziert das Körpergewicht. In den USA, wo drei von vier Menschen übergewichtig sind, werden 2023 bereits 1,7 Prozent der Einwohner mit Ozempic und Wegovy behandelt. Der Hersteller Novo Nordisk, der auch in Deutschland produziert, ist laut "Ärzte Zeitung" nach dem Börsenwert das wertvollste Unternehmen Europas und "mehr wert, als die gesamte deutsche Autoindustrie", beschreibt die "Süddeutsche Zeitung". Die "Ärzte Zeitung" schildert: "Dessen Marktwert übersteigt mittlerweile das Bruttoinlandsprodukt von dessen Heimatland Dänemark".

Wer bekommt welches Medikament?

Ozempic zahlt die Krankenkasse, berichtet die "Augsburger Allgemeine". Verschreiben lassen können es sich ausschließlich Diabetiker. Seit Sommer ist nun auch Wegovy in Deutschland zugelassen - und zwar nicht für Diabetiker, sondern für Menschen mit starkem Übergewicht. Ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 können Ärzte das Medikament verschreiben, erklärt die "Süddeutsche Zeitung" - wer mindestens eine Begleiterkrankung hat, bekommt den Stoff schon ab einem BMI von 27.


Eine Dosis Ozempic kostet in Deutschland etwa 20 Euro, erklärt die "Pharmazeutische Zeitung". Eine Dosis Wegovy kostet 43 Euro, also gut doppelt so viel. Wegovy zahlt die Kasse allerdings nicht, denn es gilt als "Lifestyle-Medikament" wie etwa auch Viagra oder Mittel gegen Haarausfall.

Hype wird für Diabetes-Patienten zur Gefahr

Der Hype rund um Ozempic wird laut "Süddeutscher Zeitung" auch von Novo Nordis selbst beflügelt. Die Firma organisiere beispielsweise Fachvorträge und hat der Deutschen-Adipositas-Gesellschaft (DAG), deren Experten an Leitlinien mitschreiben und von Politikern und Journalisten konsultiert werden, im vergangenen Jahr 145.000 Euro gespendet. Von den Mitgliedern hat die DAG 80.000 Euro erhalten.

Der Semaglutid-Hype wird zum Problem für Patienten, die tatsächlich auf die Medikamente angewiesen sind. Übergewichtige nutzen Ozempic immer öfter off-label - also außerhalb seiner eigentlichen Zulassung. Mit der Folge, dass es nicht mehr genug Medikamente für Diabetes-Patienten gibt und diese zum Teil wochenlang auf ihre Ozempic-Dosen warten müssen. Novo Nordisk stoße aktuell auf "Kapazitätsbeschränkungen", berichtet die "Deutsche Apotheker Zeitung" (DAZ). Für das gesamte kommende Jahr rechne die Firma mit zeitweiligen Engpässen.

Auch problematisch: Die Nebenwirkungen des Abnehm-Mittels sind noch nicht abschließend erforscht. Bekannt ist, dass Patienten häufig Magen-Darm-Probleme entwickeln, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Allerdings hielten die sich im Rahmen und würden im Laufe der Behandlung weniger werden. Zudem können Patienten Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schwindel und Erschöpfung erleiden. Welche Langzeit-Folgen der Stoff hat und wie genau er sich auf die Psyche auswirkt, wird sich aber erst zeigen, wenn das Medikament über viele Jahre angewendet wird.