Sydney - Unser Fleischkonsum verursacht eine Menge Probleme. Die Produktion verursacht viele Treibhausgase, verbraucht Wasser und ist in großen Teilen schuld an der Abholzung des Regenwalds. Ein Lösungsansatz könnte Fleisch darstellen, das im Labor gezüchtet wird. In Australien soll das nun zugelassen werden. Könnte es Labor-Fleisch bald auch in deutschen Supermärkten geben?



Erderhitzung, Artensterben, Hunger und Wasserknappheit - all das sind Folgen übermäßiger Tierzucht. Knapp 15 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen gehen laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) auf tierische Produkte zurück. Das bedeutet aber nicht, dass wir alle Veganer werden müssen, berichtet "watson". Denn es gibt andere Alternativen - beispielsweise kultiviertes Fleisch.



Rindfleisch, dass aus Zellen im Labor gezüchtet wird, verursache bis zu 92 Prozent weniger Schaden am Klima, berichtet "watson" und bezieht sich auf "eine Reihe von Studien". Hinzu kommen 93 Prozent weniger Luftverschmutzung, 95 Prozent weniger Landnutzung und 78 Prozent weniger Wasserverbrauch als bei konventioneller Rindfleischzucht.

Das soll nun in Australien zugelassen werden. Bereits Anfang des Jahres hat das australische Unternehmen "Vow" die Zulassung beantragt. Jetzt ist die Food Standards Australia New Zealand (FSANZ) zu dem Schluss gelangt, dass das kultivierte Fleisch zum Verzehr geeignet ist, berichtet das Wirtschaftsmagazin "Vegconomist". Das Laborfleisch soll verpflichtend als solches gekennzeichnet werden.

50 Millionen für die Wachtel

Das Fleisch, dass "Vow" in die Supermärkte bringen will, stammt von Zellen einer seltenen japanischen Wachtel. Um das bis Ende 2024 auf den australischen Markt zu bringen, hat "Vow" 2022 knapp 50 Millionen Dollar aufgebracht. Produziert wird in einer Fabrik in Sydney.

Der Hersteller "Eat Just" verkauft schon seit Ende 2020 Hühnerfleisch, das im Labor gewachsen ist, berichtet die Verbraucherzentrale. In Europa ist man vom Verkauf im Supermarkt oder Restaurant aber noch weit entfernt. Bei uns fallen Lebensmittel aus Zell- und Gewebekulturen unter die "Novel-Food-Verordnung". Das sind neuartige Lebensmittel, die erst einige Tests bestehen müssen, zuständig ist dafür die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde. In der EU hat noch kein Unternehmen eine Zulassung beantragt, berichtet die Verbraucherzentrale.

Kommt Laborfleisch ganz ohne Tierleid aus?

Um die Zellen zu kultivieren, müssen bislang immer noch Kälber sterben. Denn das fetale Kälberserum aus der Gebärmutter dient als Nährmedium für die Zellen. Die Verbraucherzentrale erklärt: "Prinzipiell gilt eine überwiegend pflanzliche Ernährung als der nachhaltigste Weg."