
Ein bisschen Zeit und Geduld muss schon aufbringen, wer sich nicht nur mit Regeln vertraut, sondern auch richtig viele Stiche machen will. Das gilt, wo es um mehr als Glück geht, für viele Spiele. Erst recht aber für Bridge. Entstanden im 19. Jahrhundert in England, wird hier nicht nur mit Karten gezockt, sondern das Denken herausgefordert. "Es ist eine raffinierte Mischung aus Strategie, Kommunikation und Präzision", wirbt Thomas Pohl für die unterhaltsame Freizeitbeschäftigung. "Wir sehen das Spiel auch als soziale Plattform und Geistessport für Menschen aller Altersgruppen."
In Nürnberg kommen Spielerinnen und Spieler regelmäßig im Haus der Gesellschaft Museum an der Campestraße (St. Johannis) zusammen. Die Bridgefreunde haben dort ihr Domizil in den Clubräumen im Tiefparterre. Dabei ist der Zusammenschluss, den Pohl leitet, genau genommen kein eigenständiger Club, sondern ein Zweig der 1810 gegründeten Gesellschaft Museum - nach der übrigens die Museumsbrücke benannt ist.
Große Spende zum 60-jährigen Bestehen
Die Bridge-Abteilung mit ihren aktuell knapp 200 Mitgliedern ist nicht ganz so alt, konnte heuer aber endlich - mit einer Corona geschuldeten Verspätung von zwei Jahren - ihr 60-jähriges Bestehen feiern. Und beging das Jubiläum in der noblen Villa mit einem Benefiz-Turnier, das stolze 5000 Euro brachte. Der Betrag ging an die Aktion "Freude für alle", die damit - dem Wunsch des Vorstands folgend - Opfer von familiärer und häuslicher Gewalt unterstützt. Der Betrag wurde deshalb, noch etwas aufgestockt, dem auch sonst von "Freude für alle" regelmäßig unterstützten Nürnberger Frauenhaus zur Verfügung gestellt.
Turniere sind dabei fester Bestandteil des gemeinsamen Programms. Dabei erhalten die Spielerinnen und Spieler an verschiedenen Tischen jeweils die gleiche Blattmischung - wobei jeweils stets zwei Paare gegeneinander antreten. Dann kommt es auf geschicktes Bieten und die richtige Kartenauswahl an, um möglichst viele Stiche zu machen.
Aber: Sieger wird nicht mehr mit dem vermeintlich oder tatsächlich stärksten Blatt, sondern derjenige, der mit seinen Karten bessere Ergebnisse erzielt als andere mit denselben Karten. "Der Einfluss des Glücks ist so stark reduziert, das sorgt für eine sportliche Note", erläutert Ulf Bormann als zweiter Vorstand und erfahrener Turnierleiter. Nicht umsonst sei Bridge 1998 auch offiziell als Sportart anerkannt worden.
Einsteigern bieten die Nürnberger Bridgefreunde regelmäßig Einführungskurse mit spielerischem Ansatz. Spaß von Anfang an ist das Ziel - auch Kinder und Jugendliche sind herzlich willkommen. Alle Altersgruppen sind vertreten, auch bei Herkunft gibt es eine bunte Mischung. Und wer einmal Feuer fängt, bleibt oft lange dabei.


