
Der amerikanische Triebwerkhersteller Pratt & Whitney liefert gerade der halben Luftfahrtbranche ein gigantisches Problem. Pratt ist einer von zwei Triebwerkslieferanten für die Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge der sogenannten "Airbus-A320neo-Baureihe". Auch kleinere Maschinen, wie der Airbus A220 und Embraer E2 stattet der Hersteller aus.
Im Juli hatte Pratt entdeckt, dass über Jahre "Schaufeln" in den Turbinen und Kompressoren mit möglichen Materialfehlern verbaut wurden. Dadurch seien Risse möglich, die zu Triebwerksschäden führten.
Triebwerksschäden und Qualitätsmängel
Seit 2016 hat Airbus rund 1000 A320neo-Flieger ausgeliefert, die zwar weniger Treibstoff verbrauchen, dafür aber deutlich fehleranfälliger sind, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Zu diesen kommen etwa 450 Jets mit älteren Triebwerken, bei denen ebenso Fehler auftreten können.
Zehn Prozent dieser Flotte standen wegen diverser Qualitätsmängel in der Produktion bereits am Boden. Normalerweise sind es ein bis zwei Prozent.
Den Reparaturplan veröffentlichte die Firma der Fachöffentlichkeit. Im Durchschnitt werden weltweit bis 2026 rund 350 A320neo-Maschinen wegen der Mängel nicht abheben können.
Schon in diesem Monat werden mehr als 100 Flugzeuge zeitweise aus dem Verkehr gezogen, denn die Risse entwickeln sich laut Firmenvorstand Chris Calio nach ersten Untersuchungen schneller als gedacht.
Im ersten Halbjahr 2024 werden es sogar bis zu 650 sein, weil viele der älteren Motoren zeitiger als andere inspiziert werden müssen.
Die "SZ" schreibt, dass die Fluggesellschaften vor allem im Jahr 2024 vor einem kaum zu vermeidenden Desaster stehen. Wartungskapazitäten seien weltweit sowieso schon knapp, weil die Nachfrage im Luftverkehr nach dem Ende der Corona-Pandemie explosionsartig zurückgekehrt sei und der Wiederaufbau der gebeutelten Branche nicht Schritt halten könne.
Lieferengpässe und Materialnöte kommen erschwerend hinzu.
Was bedeutet das für Urlauber?
Kosten für die Unternehmen: sieben Milliarden US-Dollar, 80 Prozent davon sind Entschädigungszahlungen für die Kunden. Die viel genutzten Boeing-Maschinen sind nicht betroffen.
Bei der Lufthansa kann es auch zu Flugausfällen kommen, da nicht alle dadurch bedingten Flüge ersetzt werden können. Doch würden sich alle bemühen, die Auswirkungen für bereits gebuchte Flüge und die Kunden so gut wie möglich abzufedern.