Berlin - Oppositionspolitikerin Dorothee Bär fordert die Bestrafung von Freiern auch hierzulande - denn Deutschland sei zum "Bordell Europas" geworden. Der Bundesverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen sieht das jedoch anders.

Sexarbeit ist in Deutschland legal - doch lässt immer wieder Debatten über dessen Verbot oder den Arbeitsbedingungen von Prostituierenden aufkochen. Unionsfraktionsvize Dorothee Bär hat sich nun öffentlichkeitswirksam via "Bild" zu dem Thema geäußert - und findet klare Worte: "Deutschland hat sich zum Bordell Europas entwickelt. Deutschland ist mittlerweile auch weltweit als Land für Sex-Tourismus sehr attraktiv". Sie spricht sich für ein Sexkauf-Verbot aus, um betroffene Frauen besser zu schützen.

Rund 250.000 Prostituierende

"Die Situation von Prostituierten in Deutschland ist dramatisch. Wir brauchen dringend einen Paradigmen-Wechsel: ein Sexkauf-Verbot in Deutschland", sagte die CSU-Politikerin der "Bild". Ihrer Schätzung zufolge gibt es bundesweit aktuell rund 250.000 Prostituierende. Die meisten kämen aus dem Ausland, nur ein Bruchteil sei behördlich angemeldet

Bär fordert Bestrafung von Käufern

Bär möchte das "Nordische Modell" - wie in Schweden - einführen. Der Unterschied zu Deutschland: Dort werden Käufer von Sexdiensten bestraft und nicht die Prostituierenden. "Das Beispiel Schweden zeigt: Mit einem Sexkauf-Verbot geht die Zahl der Prostituierten drastisch zurück", sagt sie. Außerdem haben sich seit einigen Jahren immer mehr europäische Länder dem sogenannten Nordischen Modell angeschlossen, wie Island, Norwegen und auch Frankreich. Der Umgang von Deutschland mit Sexarbeit wird dagegen immer öfter aufgrund der kritischen Zustände, denen Prostituierende ausgesetzt sind, angegriffen.


Gewalt an Frauen geschieht meist im Verborgenen und hat viele Gesichter. Psychische, physische oder sexuelle Gewalt kann jede Frau betreffen. Stalking, Schläge oder Missbrauch sind oft nur ein Teil davon. Wenn auch Sie das Gefühl haben betroffen zu sein, können Sie die kostenlose Nummer des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" wählen. Unter der 08000/116016 haben Sie die Möglichkeit, rund um die Uhr anonym und vertraulich Kontakt zu Beraterinnen aufzunehmen. Die Beratung kann auch über einen Online-Chat oder per E-Mail erfolgen. Das Frauenhaus in Nürnberg erreichen Sie ebenfalls 24 Stunden am Tag unter der 0911/333915, das Frauenhaus in Fürth rund um die Uhr unter 0911/729008, das Frauenhaus Erlangen rund um die Uhr unter 09131/25872, das Frauenhaus Schwabach rund um die Uhr unter (09122) 98208-0. Der Frauennotruf Erlangen ist unter der Rufnummer 09131/20 97 20, Mo.-Do.: 12 - 14 Uhr und Fr. 9 - 11, Uhr zu erreichen. Von Gewalt betroffene Männer können sich beim "Hilfetelefon Gewalt an Männern" unter der 0800/1239900 ebenfalls Unterstützung suchen.

Bundesverband lehnt Verbot ab

Der Bundesverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen lehnt Berichten zufolge den Vorstoß von Unionsfraktionsvize Dorothee Bär ab, den Kauf von Sex in Deutschland zu verbieten. Ein solches Sexkauf-Verbot führe für Sexarbeitende in prekären Situationen zu noch schlechteren Arbeitsbedingungen, sagte der Verbandssprecher Kolja-André Nolte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Im Klartext: Gerade diejenigen, die eigentlich gerettet werden sollen, müssen in der Sexarbeit verbleiben." Das betreffe diejenigen ohne berufliche Alternative.

Die Grünen im Bundestag teilen den Vorstoß den Berichten zufolge ebenfalls nicht. "Wir Grüne sehen ein Sexkauf-Verbot kritisch", sagte die frauenpolitische Sprecherin, Ulle Schauws. Die Union mache es sich damit zu einfach. "Wir wissen, dass Prostituierte durch ein Verbot in Gefahr laufen, in die Illegalität gedrängt zu werden."