Fürth - Auch mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall läuft im Osten noch vieles anders. Das bekamen am Samstag beim Pokalspiel in Halle auch mehrere Fürther zu spüren, schreibt Kleeblatt-Reporter Michael Fischer in der Kolumne "Laubenweg 60".

Dass die Uhren im Osten ein bisschen anders ticken, haben die Fans von Dynamo Dresden mal mit einer Choreografie gezeigt. "Das ist nicht Disneyland", schrieben sie auf einem Banner. "Das ist der dunkle Osten". Dazu hatten sie einen böse dreinblickenden Mann mit Baseballschläger im Plattenbau auf eine große Blockfahne gemalt - man muss die Klischees schließlich bestätigen.

Tatsächlich ist es mancherorts im Osten nicht allzu entspannt, zum Fußball zu gehen, vor allem nicht als Wessi, weil mancher Ossi auch drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung noch so tut, als stünde quer durch Berlin eine große Mauer, die die Welt in Ost und West, Gut und Böse unterteilt.

Bedrohungen und Beleidigungen in Halle

Also fährt man am Samstag mit dem Kleeblatt in den Osten - wohlwissend, dass man rund ums Stadion etwas vorsichtiger sein muss, auch als Journalist. Brenzlig wird es dann tatsächlich, allerdings erst auf der Pressetribüne des Stadions.

Nachdem der Hallenser Erich Berko mit gestrecktem Bein in Luca Itter gerauscht und dafür vom Platz geflogen war, wird es plötzlich hitzig - und mancher Ossi in der Sitzreihe hinter den Presseplätzen meint, alle Ossi-Klischees bestätigen zu müssen. Eine Mitarbeiterin des Kleeblatts, mit dem Rundlogo auf der Brust, wird Ziel wüster Beschimpfungen - und wer sich einmischt, ebenso.

"Halt dein blödes Maul und verpiss‘ dich, du Wessif****!", ruft der nette Herr, der sich gar nicht mehr beruhigen will und munter weiter droht und beschimpft, bis Verantwortliche des HFC einschreiten und ihn zu beruhigen versuchen. Dass parallel dazu auch Fürths Julian Green von HFC-Fans rassistisch beleidigt wurde, passte leider ins Bild - an diesem Pokaltag voller Klischees.