Nürnberg - Am 10. August vor 85 Jahren haben die Nazis die Nürnberger Hauptsynagoge zerstört. Oberbürgermeister Marcus König und Jo-Achim Hamburger, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde, erinnerten an dieses Verbrechen.

Noch vor der Reichspogromnacht am 9. November 1938 haben die Nationalsozialisten am 10. August vor 85 Jahren die Nürnberger Hauptsynagoge abgerissen und zerstört.

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Eine Aufnahme aus dem Jahr 1938: Bauarbeiter stehen auf den Trümmern der abgerissenen Synagoge am Hans-Sachs-Platz.   © Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände

Daran erinnerten Jo-Achim Hamburger, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg (IKGN), und Oberbürgermeister Marcus König (CSU) mit einer stillen Kranzniederlegung vor dem Gedenkstein für das jüdische Gotteshaus nahe des Hans-Sachs-Platzes. Der Arbeitskreis "Suchet der Stadt Bestes", der sich für Menschen jüdischen Glaubens in Nürnberg einsetzt, hatte in Kooperation mit der IKGN zu dem Gedenken eingeladen.

"Ich glaube, es ist unheimlich wichtig, dass wir diesen Tag nicht vergessen", sagte König am Rande der Veranstaltung. Angesichts der Verbrechen, die die Nazis an den Juden begangen haben, sei er enorm dankbar über die "tiefe Freundschaft" mit der Israelitischen Kultusgemeinde. "Solange ich im Amt bin, werde ich alles dafür tun, diese Freundschaft zu pflegen und zu erweitern für die kommenden Generationen."

Streicher gab den Befehl

Den Befehl für den Abbruch der Synagoge hatte vor 85 Jahren der Antisemit und fränkische NSDAP-Gauleiter Julius Streicher gegeben, der später als einer der Hauptkriegsverbrecher bei den Nürnberger Prozessen angeklagt war und zum Tode verurteilt wurde.

Jo-Achim Hamburgers Vater Arno (1923-2013) musste als 15-Jähriger zusehen, wie die Nazis den farbenprächtigen Bau, der 1874 eingeweiht worden war und mit seinem Standort in der Stadtmitte eigentlich auch symbolisch für die Integration der jüdischen Bevölkerung stehen sollte, abreißen ließen.


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Mit der stillen Kranzniederlegung wolle man nicht nur an die Verbrechen der Nationalsozialisten erinnern, sondern auch vor einem Wiedererstarken des Antisemitismus warnen "und uns mit Wort und Tat zur Zukunft Israels bekennen", so der Arbeitskreis "Suchet der Stadt Bestes" in seinem Einladungsschreiben.

Dieser Einladung gefolgt waren unter anderem die SPD-Fraktionsvorsitzende Christine Kayser, die Stadträte Werner Henning (CSU) und Harald Dix (SPD) sowie Stephan Doll, Chef des mittelfränkischen DGB und der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion.