
Kurz vor dem Saisonstart hat Rachid Azzouzi natürlich eigentlich genügend zu tun, als der Mittwoch gerade zum Donnerstag wurde, ließ er dann aber doch noch die Finger über die Tastatur fliegen. Völlig unkommentiert wollte der meinungsstarke Fürther Manager dann doch nicht den Vorwurf hinnehmen, den der ebenfalls sehr meinungsstarke Felix Magath in einem Interview mit dem kicker und auch bei unserem Medienhaus gegenüber der Spielvereinigung formuliert hatte.
Im Rahmen seines 70. Geburtstags hatte Magath, der als Spieler und als Trainer jeweils drei Mal Deutscher Meister geworden ist, über Taktik, Fitness und den Zustand des Fußballs im Allgemeinen gesprochen, eher beiläufig bedachte er dann auch noch die Spielvereinigung Greuther Fürth mit einigen nicht besonders netten Worten.
"Hat mit Sport wenig zu tun", findet Magath
"Vereine wie Fürth sind zufrieden mit dem Abstieg, weil sie in der Bundesliga viel Geld verdient haben. Das hat mit Sport wenig zu tun", sagte Magath über die Saison 2021/22, als das Kleeblatt als Tabellenletzter nach einer Spielzeit direkt wieder aus der 1. Bundesliga abstieg. Der Verein habe sich nicht ernsthaft gewehrt, so lautete sein Vorwurf, "Daumendrücken allein reicht nicht".
Das mochte der Sport-Geschäftsführer dieses Vereins natürlich nicht so stehen lassen, auch wenn es dann zwei Tage in ihm "rumorte", bis er sich die Zeit für eine Gegenrede nahm. Viereinhalb Seiten Text postete Azzouzi Mittwochnacht auf dem Portal "LinkedIn", die zentrale Botschaft: "Mehr Respekt Herr Magath!" - im Original mit fünf Ausrufezeichen.
"Fassungslos gemacht" hätten Azzouzi die Aussagen über das Kleeblatt und den Ausflug in die 1. Bundesliga, in Fürth würden sie "nicht eine einzige Saison, auch wenn sie noch so ausweglos erscheint, abschenken, geschweige denn uns kampflos unserem Schicksal fügen".
Fokus auf finanzielle Stabilität
Magere fünf Zähler hatte die Spielvereinigung damals nach der Hinrunde auf dem Konto, am Ende waren es nach einem Systemwechsel und einer deutlichen Steigerung in der Rückrunde immerhin 18. Im Kampf um eine weitere Saison in der höchsten Spielklasse war die Mannschaft von Stefan Leitl einigermaßen chancenlos, die Gründe versucht Azzouzi nun auch nochmal Felix Magath zu erklären, nachdem er ihm ganz höflich auch noch zum 70. Geburtstag gratuliert hat.
Nach schwierigen Jahren im Angesicht der Corona-Pandemie habe man sich beim Kleeblatt dafür entschieden, lieber auf finanzielle Stabilität zu setzen und nicht zu versuchen, den ungleichen Wettbewerb mit Geld auszugleichen. "Dass wir diesen riesigen Unterschied in der Bundesliga auch mit einem höheren wirtschaftlichen Risiko (...) nicht signifikant hätten verändern können", schreibt Azzouzi, "war unsere damalige Einschätzung und ist sie auch heute noch."
Seitenhieb von Azzouzi
Wohin zu große Risikobereitschaft führen könne, sehe man ja ganz gut am Beispiel eines kurzzeitig von Magath als Manager betreuten Klubs, führt Azzouzi aus und verkneift sich nicht den Seitenhieb, ihn im nächsten März zum Heimspiel gegen die Würzburger Kickers einzuladen - zum Heimspiel der Fürther U23.
Fürths Manager wünscht sich mehr Respekt für die Arbeit, die er und alle anderen Verantwortlichen bei der Spielvereinigung unter komplizierten Bedingungen leisten, und spricht noch eine weitere Einladung aus: "Besuchen Sie unseren liebenswürdigen, familiären, aber immer sehr ambitionierten und absolut professionell geführten Verein, der lieber gewinnt als verliert und immer bereit ist, die nächste Grenze zu verschieben. Aber nicht um jeden Preis!" - im Original mit zehn Ausrufezeichen.

