Kolumbien - Am 1. Mai stürzte ein Flugzeug im kolumbianischen Dschungel ab. Zwei Wochen später galten die vier vermissten Kinder als gerettet. Kolumbiens Präsident Gustavo Petro äußert sich zur fehlerhaften Entwarnungsmeldung.

Gewaltige Bäume, die alles unter sich vom Sonnenlicht abschirmen, Dornengestrüpp, Moskitos, giftige Pflanzen und gefährliche Tiere. Doch vor allem Dehydration durch fehlendes sauberes Wasser und Nahrungsmangel sind es, die im Dschungel schnell zu Entkräftung und damit zum Tod führen können. Am Mittwoch ging eine Nachricht um die Welt: vier Kinder, unter ihnen ein Baby, schafften es sich notgedrungen 17 Tage lang im kolumbianischen Amazonas durchzuschlagen. Am Donnerstag revidierte Kolumbiens Präsident Gustavo Petro dann seine Aussagen: Die Kinder gelten weiterhin als vermisst.

Doch noch keine "Freude für das Land"?

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, sind die drei vermissten Kinder im Alter von vier, neun und 13 Jahren sowie einem erst elf Monate alten Baby Teil einer indigenen Gemeinde. Ihr Flugzeug stürzte am 1. Mai ab. Die Mutter, der Pilot und ein weiterer erwachsener Passagier kamen bei dem Absturz ums Leben. "Nach mühsamer Suche durch unsere Streitkräfte haben wir die vier Kinder am Mittwoch lebendig wiedergefunden.", erklärte Kolumbiens Präsident Gustavo Petro noch am Mittwoch via Twitter. Am Donnerstag löschte er den Tweet und revidierte seine übereilten Bekundungen zu einer "Freude für das Land".

Die ursprüngliche Entwarnungsbotschaft berief sich auf Informationen des ICBF (Instituto Colombiano de Bienestar Familiar), eine Behörde die für den Schutz von Minderjährigen zuständig ist. Diese Hinweise konnten aber nicht bestätigt werden, teilte Gustavo Petro nun mit. Er entschuldigte sich für das Geschehene und betonte, wie wichtig es sei, die Suche fortzusetzen. Eine mögliche Rettung der vermissten Kinder stünde an oberster Stelle.

Angebissene Früchte machten Hoffnung

Da der Regenwald in dem Gebiet um die Absturzstelle sehr dicht und schwer zugänglich ist, wurde zunächst aus der Luft nach der vermissten Maschine gesucht. Erst am Montag erreichten die Rettungskräfte diese auch auf Bodenhöhe, wie der Leiter des örtlichen Zivilschutzes, German Camargo, gegenüber "AFP" erklärte.

Bergungsteams sollen am Absturzort angebissene Früchte aus dem Dschungel, eine mögliche Notunterkunft aus Blättern und Ästen, sowie eine Babyflasche entdeckt haben, weshalb sie auf Überlebende hofften. Die Kinder selbst konnten nicht ausfindig gemacht werden.

Die Hoffnung bleibt bestehen

Trotz der voreiligen Entwarnung des kolumbianischen Präsidenten besteht weiter eine Chance, die Kinder zu finden. Informationen der "dpa" zufolge haben Streitkräfte am Donnerstag frische Spuren gefunden. Es heißt, sie hätten in der Nähe eines Bachs Fußabdrücke im feuchten Boden entdeckt. Zudem sagte die Leiterin des Instituto de Bienestar Familiar, Astrid Cáceres, dem Sender "Caracol Radio" am Donnerstag, sie habe starke Hinweise darauf, dass die Kinder noch am Leben seien.

Daneben zeigt sich der Großvater der Vermissten, Fidencio Valencia, gegenüber "Caracol Televisión" eher zuversichtlich. Wenn die Kinder den Absturz überlebt haben, hätten sie durch ihre Kenntnis der Region gute Chancen auch im Dschungel zu überleben.

Absturzursache unklar

Die kolumbianische Armee veröffentlichte auf Twitter Fotos von dem Wrack im Dschungel. Die Schnauze der Maschine ragte senkrecht nach unten. Die genaue Absturzursache ist nach Informationen des "Spiegel" noch unklar. Dem Zivilschutz zufolge meldete der Pilot Probleme mit dem Motor. Dann verschwand das Flugzeug vom Radar. An der bisherigen Suche nach den vermissten Kindern waren neben über hundert Soldaten und entsprechenden Spürhunden auch Indigene aus der Umgebung beteiligt.

Der Artikel wurde am 19. Mai 2023 um 17.13 Uhr aktualisiert.