
Wer heute Morgen im Freien unterwegs war, musste höllisch aufpassen: In vielen Teilen Frankens und der Oberpfalz glichen Gehwege einer Rutschbahn. Eisregen hatte am frühen Morgen eine spiegelglatte Schicht auf Asphalt und Autoscheiben hinterlassen, die gefrorene Nässe bedeckte alles, was in den Stunden zuvor im Freien lag.
Unfallgefahr durch extreme Glätte
Es bestehe Sturz- und Unfallgefahr durch extreme Glätte, warnte der Deutsche Wetterdienst (DWD). Im nördlichen Franken und der Oberpfalz galt bis zum Mittag die zweithöchste Warnstufe, im restlichen Franken war die Gefahr etwas geringer. Auch die Warn-App Katwarn löste am Morgen mehrmals aus. "Gefahr für Leib und Leben durch schlagartig gefrierenden Regen", hieß es dort für manche Regionen. Aufenthalte im Freien und Fahrten sollten nach Möglichkeit vermieden werden. Besonders betroffen waren laut Katwarn die Metropolregion, wo die Integrierte Leitstelle extreme Eisglätte meldete, und das Nürnberger Land.
Die Warnungen waren offenbar nicht unbegründet. Zahlreiche Menschen verletzten sich im Laufe des Vormittags bei Stürzen oder Verkehrsunfällen. Über 70 seien es bisher allein im Großraum gewesen, sagte eine Sprecherin des Fürther Klinikums gegen 12 Uhr. Viele seien so schwer verletzt, dass sie sofort operiert werden müssten. In die Notaufnahme des Nürnberger Klinikums Süd kamen bis zum Mittag so viele Patienten wie sonst an einem ganzen Tag. Auch im Klinikum Forchheim kamen im Minutentakt neue Patienten mit Brüchen oder Kopfverletzungen durch Stürze an, es sei "die Hölle los", sagte ein Mitarbeiter der Notfallambulanz.
Am Vormittag gab es auf der A9 mehrere Unfälle, die Fahrbahn war teilweise sehr glatt. Die Autobahn war zwischen Schnaittach und Lauf in Richtung Nürnberg und am Kreuz Nürnberg-Ost gesperrt. Insgesamt haben sich auf den Autobahnen rund um Nürnberg "mindestens 20 Unfälle" ereignet, wie ein Sprecher der Verkehrspolizei Feucht am Montagmorgen mitteilte. Wie viele davon auf Glatteis zurückzuführen sind, ist unklar. Aus dem Landkreis Forchheim sind bisher zwei Glätteunfälle bekannt, bei Höchstadt kam ein Auto von der Fahrbahn ab.
Knapp 100 witterungsbedingte Unfälle
Die Polizei registrierte in Mittelfranken bis zum Mittag über 70 witterungsbedingte Unfälle auf den Straßen mit einigen Leichtverletzten und überwiegend Blechschäden. In Nürnberg rutschten zudem etliche Fußgänger aus und stürzten, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Laut Feuerwehr gingen bis 12 Uhr ganze 661 Notrufe ein - drei mal so viele wie sonst. Allein im Stadtgebiet Nürnberg gab es 134 Einsätze "mit Glatteisbezug". In Unterfranken kam es laut einem Sprecher zwischen 5 Uhr und 11.30 Uhr zu 25 Verkehrsunfällen. Es blieb überwiegend bei Sachschäden, nur eine Fußgängerin verletzte sich bei einem Sturz und musste ins Krankenhaus.
In anderen Teilen Deutschlands sorgte die Wetterlage ebenfalls für Probleme. In Niedersachsen kam ein Autofahrer ums Leben, als sein Wagen auf der spiegelglatten A27 ins Schleudern geriet, wie die dpa schreibt.
Auch Kunden der Deutschen Bahn bekommen die Folgen des Wetters zu spüren. Aufgrund von "starkem Eisregen und Eisbildung" habe man die Höchstgeschwindigkeiten der Züge herabgesetzt. Es könne deshalb zu Verspätungen kommen. Am Nürnberger Flughafen sei der Verkehr nicht beeinträchtigt, sagte ein Sprecher. Für Zoobesucher gibt es allerdings schlechte Nachrichten: Der Nürnberger Tiergarten bleibt am Montag komplett geschlossen. Wegen extremen Glatteises sei eine sichere Besucherführung nicht möglich. Auch im Skigebiet am Ochsenkopf im Fichtelgebirge machte das Wetter Wintersportlern einen Strich durch die Rechnung. Der Liftbetrieb musste wegen vereister Seile eingestellt werden.
Zum Glück ist Besserung in Sicht: Der Regen, der hauptsächlich für das Glatteis verantwortlich ist, soll im Laufe des Nachmittags in Richtung Tschechien abziehen. Vor allem im nördlichen Franken und in der nördlichen Oberpfalz bleibt die Glättegefahr aber weiter hoch. In den nächsten Tagen steigen die Temperaturen dann deutlich - das Eis dürfte also bald kein Problem mehr sein.
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