FÜRTH - Mit einem Club-Trikot besuchte sie die Fürther Michaelis-Kirchweih - es wurde ein Abend, den Carola A. nicht so schnell vergessen wird. Erst sei sie angepöbelt und mit Bier begossen worden, sagt sie. Dann erhielt sie einen Platzverweis.
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"Wir sind doch ein freies Land", sagt Carola A. © privat

Was sie an jenem Abend in Fürth erlebte, trieb Carola A., Rektorin einer Grundschule, so sehr um, dass sie mit dem Vorfall schließlich an die Öffentlichkeit ging. Es war der 15. Oktober, der vorletzte Kirchweihtag, ein Samstag. Der Samstag, an dem die Spielvereinigung Greuther Fürth auf die anhaltende Krise der Mannschaft reagierte: Am Freitagabend war dem Kleeblatt auch gegen Hansa Rostock nur ein 2:2 gelungen, am Samstagvormittag wurde Coach Marc Schneider entlassen.

Carola A. dagegen hatte an diesem Tag Grund zur Freude: Die 53-Jährige ist Fan des 1. FC Nürnberg, der auswärts 1:0 gegen Düsseldorf gespielt hatte. Am Abend besuchte sie mit zwei Freundinnen die Fürther Kirchweih. "Da der FCN ein wichtiges Spiel gewonnen hatte, habe ich ein Club-Trikot getragen", sagt sie.

Sie sei ein "großer Fan der Michaelis-Kirchweih" und habe dort auch in der Vergangenheit schon mehrmals ein Club-Trikot getragen - "nie gab es bisher ein Problem damit". Diesmal jedoch sei sie gegen 20.20 Uhr - sie saß im Gastro-Bereich von "Heidi's Treff" - angepöbelt worden von jemandem "aus der Fürther Ultras-Szene", wie sie sagt. Er habe ihr mehrmals den Stinkefinger gezeigt, sie mit einer nassen FFP2-Maske beworfen und sie aufgefordert, ihr Trikot mit einer Jacke zu bedecken. Das wollte sie nicht. Jemand vom Nebentisch habe versucht, "einlenkend auf den Pöbler einzuwirken", worauf zwischen den beiden Herren eine "heftige Diskussion" begann.

Sie wurde gebeten, die Jacke anzuziehen

Der Mann vom Nebentisch rief nach Carola A.s Schilderung die Security-Mitarbeiter hinzu. Diese baten sie ebenfalls, ihre Jacke anzuziehen, was sie erneut ablehnte: da es wegen der Heizpilze "recht warm" war, aber "auch aus Prinzip". Weil man in einem Rechtsstaat tragen können sollte, was man möchte.

Ein weiterer Fan sei hinzugekommen, habe sie beschimpft und beleidigt und ihr schließlich "zweimal Bier aus seinem Krug ins Gesicht" geschüttet. Als sie die Security-Mitarbeiter darauf hinwies, folgte eine für sie nicht nachvollziehbare Reaktion: Ihr gegenüber sei ein Platzverweis ausgesprochen worden, die Polizei habe ihre Personalien aufgenommen - und sie habe das Areal verlassen müssen.

Sie sei zu keiner Zeit aggressiv gewesen, betont Carola A. Die Security müsse doch eigentlich "gegen die Aggressoren vorgehen", nicht gegen "das Opfer", findet sie. Der Vorfall habe sie sehr nachdenklich gestimmt, sagt die 53-Jährige, die die Öffentlichkeit auch dafür sensibilisieren will, dass "Toleranz im Kleinen beginnt": "Wir sind ein freies Land und meines Wissens nach gab es auch keine vorgeschriebene Kleiderordnung." Den Platzverweis halte sie für "unverhältnismäßig und unbegründet".

Die 53-Jährige wandte sich ans Marktamt, und, als sie von dort keine Stellungnahme erhielt, enttäuscht an Fürths OB. Inzwischen hat das Marktamt ihr geantwortet, am 10. November, wie der stellvertretende Amtsleiter Thomas Oberndorfer auf FN-Nachfrage sagt. Man habe versucht, zu recherchieren, was sich an dem Abend zugetragen hat.

Platzverweis "nicht für die ganze Kirchweih"

"Wir haben ihr gegenüber natürlich ausgedrückt, dass wir den Vorfall bedauern", sagt Oberndorfer, der auch klarstellt: "Auf unseren Veranstaltungen dulden wir es nicht, dass jemand körperlich angegangen wird. Genau solche Fälle heißen wir nicht gut."

Der Sicherheitsdienst habe sich in "Heidi's Treff" an jenem Abend um Klärung und De-Eskalation bemüht, das sei aber erfolglos geblieben, so Oberndorfer. Daher habe er beide Streitparteien rausgebeten. Die Polizei habe auch beiden Seiten einen Platzverweis erteilt - und zwar für "Heidi's Treff", "nicht für die ganze Kirchweih". Die Polizei bestätigte dies auf FN-Nachfrage. Den Platzverweis, betont Oberndorfer, habe es nicht wegen des Club-Trikots gegeben, sondern "aufgrund der Streitigkeiten".