Erlangen - Eine Weltmeisterschaft in Katar, Olympische Spiele in China - sollten die Zuschauer da überhaupt noch mitfiebern? Oder die großen Sport-Events lieber boykottieren? Darüber diskutieren Experten an der Uni in Erlangen in der Reihe "Wissenwollen".

In vier Wochen beginnt in Katar eine Fußball-Weltmeisterschaft, die schon vorab so sehr in der Kritik steht wie keine zuvor. Da ist zum einen der ungewohnte Termin im europäischen Winter, aber auch Diskussionen über Menschenrechtsverletzungen, tote Gastarbeiter und Korruption begleiten die Vorbereitungen auf das Turnier.

Was die Zuschauer davon halten und welche Folgen das hat, diskutieren morgen Abend, am Mittwoch, 26. Oktober, vier Experten an der Uni in Erlangen. "Spitzensport zwischen Kommerz und Propaganda – wo bleibt der Spaß?" heißt die Auftaktveranstaltung in der öffentlichen Vortragsreihe "Wissenwollen".

Auf dem Podium spricht Matthias Fifka, Professor für Strategisches und Werteorientiertes Management an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) und Aufsichtsratsmitglied beim 1. FC Nürnberg. Er erklärt, welche Faktoren zu einer zunehmenden Entfremdung der Fans vom Profifußball führen können.

Lange Pause in der Liga

Über Sponsoren und gesellschaftliches Engagement wird auch Niels Rossow mit diskutieren, Kaufmännischer Vorstand beim 1. FC Nürnberg. Die WM wirbelt auch den Liga-Betrieb durcheinander. Die Winterpause dauert in diesem Jahr mehr als zwei Monate statt wie sonst nur drei bis vier Wochen.

Matthias Lochmann ist Arzt sowie Professor für Sportbiologie und Bewegungsmedizin an der FAU. Er beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, wie Menschen aller Altersstufen zu mehr Bewegung und damit auch Gesundheit motiviert werden können. Nach großen Sportveranstaltungen nehmen die Anmeldungen in Vereinen zwar oft zu, aber auch schnell wieder ab.

Die Sicht der Sportler vertritt die Nürnberger Triathletin Anabel Knoll. Sie hat sich als beste Deutsche für die Olympischen Sommerspiele im vergangenen Jahr in Tokio qualifiziert und dort den sechsten Platz belegt.

Winterspiele in der Wüste

Auch die Vergabe dieses Großevents führt immer wieder zu negativen Schlagzeilen. Menschenrechtsorganisationen und Umweltaktivisten kritisierten zuletzt die Winterspiele in der Volksrepublik China.

Für die 2029 geplanten asiatischen Winterspiele hat Saudi-Arabien den Zuschlag erhalten, das extra dafür eine 170 Kilometer lange Planstadt am Roten Meer bauen wird. "Trojena" soll ein luxuriöser Kunst-Schnee-Ort werden - in der Wüste.

"Der Blick auf die Austragungsorte nährt bei vielen Unbehagen: Spitzensport ist dort in erster Linie Geschäft und Mittel der politischen Propaganda", schreibt die Uni. "Kein Wunder, dass sich immer mehr Fans ernüchtert abwenden von einem Sport, der ihnen vielleicht einmal Quelle von Spaß und Begeisterung war."

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Anders als im Programmheft angekündigt finden die Vorträge in diesem Semester nicht im Erlanger Schloss statt. Wegen der baufälligen Fassade ist der Vordereingang gesperrt und damit auch die Aula für öffentliche Veranstaltungen aus Sicherheitsgründen geschlossen. Als Ausweichort dient das nahegelegene Kollegienhaus in der Universitätsstraße 15, im Senatssaal Raum 1.011. im ersten Obergeschoss. Der Eintritt ist frei. www.wissenwollen.fau.de