
In Deutschland werden laut dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. jährlich über eine halbe Milliarde Euro für homöopathische Arzneimittel ausgegeben. Auch in der Politik finden sich einige Homöopathika-Befürworter - darunter auch beispielsweise Christian Lange, ehemaliger SPD-Staatssekretär.
Von diesen Fakten aus, äußert sich Nguyen-Kim zur Diskrepanz zwischen Team Wissenschaft und Team Homöopathie: Zum einen nehmen Anwenderinnen und Anwender die pseudowissenschaftliche Behandlungsmethode ernst, solange Homöopathika als Arzneimittel gesetzlich festgelegt sind. Zum anderen geht der Konsens bei den Parteien auseinander. Während für Anhänger der Wissenschaft Globuli und Co. keinen plausiblen Wirkmechanismus haben, geht es den Homöopathinnen und Homöopathen um "Dinge, die über die Wissenschaft hinausgehen."
Mit den Worten "Wirkung ist, was du draus machst." möchte Mai Thi Nguyen-Kim ihre Perspektive wechseln. Sie ignoriert Wissenschaft und Chemie und entwickelt eine weitaus bessere Überzeugungsstrategie: Die Moderatorin produziert mit ihrem Team einen Eistee, der nicht mit Zucker gesüßt ist, sondern mit Globuli.
"Homöopathie mal nicht durch Aufklärung, sondern wirtschaftlich vom Markt verdrängen", witzelt Nguyen-Kim. Die Intention hinter dem Eistee ist es, das Getränk für einen Bruchteil des Apotheken-Preises zu verkaufen, um so zu zeigen, dass wirklich nichts anderes als Zucker in den beliebten Globuli stecken.
Das Prinzip von den Zuckerkügelchen, veranschaulicht die Moderatorin, ist es "Ähnliches mit Ähnlichem" zu behandeln. Denn in der homöopathischen Arzneimittelprüfung nehmen gesunde Menschen wochenlang Globuli ein und behalten genaustens im Auge, welche Auswirkung die Einnahme auf sie hat.
Blickt man auf die Herstellung der Kügelchen, so kristallisiert sich schnell heraus, dass das "Arzneimittel" kaum Wirkstoffe enthält. Es funktioniert so: Für Globuli-Produktion wird ein sehr geringer Anteil von natürlichen Wirkstoffen, beispielsweise mit Safran oder Arnica, mit viel Wasser verdünnt. Man nennt diesen Prozess auch Potenzieren. Es besteht die Annahme, dass das Wasser sich an die Wirkstoffe durch ständiges "Schütteln" erinnern kann. Die Kügelchen werden dann mit dem potenzierten Wasser besprüht. Demonstriert wird dieser Herstellungsprozess im Studio.
#Homöopathie Verbände hart am inszenieren der Opferroll nach der gestrigen #homöopatea Aktion.
— Mathias mit einem Homöopatea 🌈 💙💛 (@Malo_82) September 19, 2022
Dabei sollte man eher erklären, warum z.B. die Entsorgung von homöopathisch potenziertem, pharmazeutisch wirksamen Abwasser kein Umweltskandal ist?
Weiß man diesbezüglich schon was🤔 pic.twitter.com/Aj0JV7ksMu
Mit der Globuli-Einführung stellt Nguyen-Kim nun die hypothetische Frage, ob man denn einen Eistee, der mit den Zuckerkügelchen gesüßt ist, aus Sicht des Bundesgesundheitsministeriums verkaufen darf. Denn wenn man einen gewöhnlichen Eistee hernimmt und den Zuckergehalt durch die sogenannten Safran C30 Globuli ersetzt, dann gehören in jede Flasche um die 25 Gramm, also circa 2000 Kügelchen.
Bei der Anfrage der Redaktion äußerte sich das Gesundheitsministerium folgendermaßen: "Der hier beschriebene Eistee dürfte als Lebensmittel zu qualifizieren sein und unterfällt den lebensmittelrechtlichen Vorschriften. Gegen den Konsum solcher Produkte sollte es grundsätzlich keine rechtlichen Bedenken geben." Zu dem heißt es, dass Cola und Tonic Water trotz des Koffeingehalts oder des enthaltenen Chinins nicht gleich als Arzneimittel durchgehen.
Für Mai Thi Nguyen-Kim hat das dann gereicht: "Ganz ehrlich Leute, das hier ist alles lächerlich. Entweder Homöopathie wirkt und dann sollte man sie, wie jedes andere Arzneimittel auch, nicht random nehmen. Dann dürfen sie aber auch nicht einfach in die Umwelt gelangen und vor allem darf man damit dann keinen Eistee süßen. Oder – sie wirkt eben nicht." Und aus diesem Grund soll es nun den Eistee unter homoeopatea.de zu kaufen geben.
