
Es sind Bilder, die angesichts des Gedenktages an die rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen vor 30 Jahren fassungslos machen. Während einer Liveschalte des Senders Welt vor dem Rostocker Sonnenblumenhaus am Vormittag soll ein Jugendlicher den Hitlergruß gezeigt haben.
Mit dem Fahrrad durchs Bild
Nach Angaben der Polizei fuhr der Jugendliche während der Live-Schalte mit dem Fahrrad durch das Bild und "hob dabei den rechten Arm". Die anwesenden Journalisten meldeten den Vorfall umgehend der Polizei; diese griff den 13-jährigen Rostocker in unmittelbarer Nähe auf.
Größter rassistischer Pogrom der Nachkriegszeit
Die Szene ereignete sich am Rostocker Sonnenblumenhaus. Dort fand vor 30 Jahren der größte rassistische Pogrom der deutschen Nachkriegszeit statt. Im Zeitraum vom 22. bis 26. August 1992 machten hunderte Rechtsextreme unter dem Applaus Einheimischer Jagd auf Roma und vietnamesische Einwanderer.
Die Rechtsextremen griffen unter anderem mit Molotowcocktails eine Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAst) sowie ein Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeit, das sich im Sonnenblumenhaus befand, an. Zeitweise waren die Ausschreitungen derart verheerend, dass sich die Polizei zurückzog - die Einwanderer waren dem rechten Mob schutzlos ausgeliefert. Die Fernsehbilder gingen später um die Welt.
Kind zeigt Hitlergruß während Live-Schalte – Polizei ermittelt https://t.co/3c6Hrw73xG pic.twitter.com/cByaStLvj8
— WELT (@welt) August 25, 2022
Staatsschutz ermittelt
Der Verdächtigte befand sich in Begleitung eines Jugendlichen, den der Welt-Moderator Marcus Tychsen als "offensichtlich Minderjährigen mit Hitlerscheitel und Hitlerbärtchen" beschrieb. Beide seien nach dem Vorfall verschwunden.
Die Polizei hat das Material gesichert und den Staatsschutz eingeschalten. Nach Angaben der Polizei dauern die Ermittlungen noch an.