
Wie konnte diese gebrechliche Frau plötzlich so schnell zur Straßenbahn eilen? Am Ende war es dieser Sprint, der für so viel Misstrauen sorgte, dass die Mitarbeiterin des Pflegedienstes aufmerksam blieb - und sich schließlich als Zeugin an die Behörden wandte. Ihr Verdacht: diese Patientin, die plötzlich so schnell rennen konnte, hatte nur simuliert, gebrechlich zu sein.
Abrechnungsbetrug in Serie
Wer im komplexen Gesundheitssystem mit vielen Beteiligten, Leistungserbringern, Versicherern und Abrechnungsdienstleistern einen Betrug aufdecken will, braucht Informationen - schließlich haben jene, die wirklich wissen, was passiert ist, häufig kein Interesse daran, davon zu erzählen. Und angezeigt wird selten.
So ist es auch der Ex-Mitarbeiterin des betrügerischen Pflegedienstes zu verdanken, dass eine ganze Serie von gewerbsmäßigem Abrechnungsbetrug aufgedeckt werden konnten. Als Betreiber eines Pflegedienstes hatte ein Ehepaar (51 und 57 Jahre) hohe Kosten bei den Kranken- und Pflegekassen geltend gemacht. Kosten, für die nie eine Gegenleistung erbracht wurde.
Das Ehepaar, die Frau ist gelernte Immobilienkauffrau, der Mann Arzt, hatte mit einigen Patienten gemeinsame Sache gemacht: Die Chefin des Pflegedienstes und die Patienten, sie stammen alle aus früheren GUS-Staaten, kamen sich über die gemeinsame Sprache näher. So soll eine 64-Jährige eine schwere Demenz simuliert haben - und auch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung Bayern getäuscht haben. Zehn Nürnberger Senioren im Alter zwischen 71 und 90 Jahren erhielten bereits Strafbefehle mit Geldstrafen. Sie sollen in Wahrheit rüstig und altersgerecht gesund gewesen sein.
Der Prozess geht weiter.
