Nürnberg - Diesel und Benzin sind durch den Krieg gegen die Ukraine deutlich teurer geworden. Die Mineralölbranche verdient dabei kräftig mit - obwohl die Rohölpreise am Weltmarkt längst wieder sinken. Der Verbraucher schaut in die Röhre.

Europas Mineralölkonzerne und Tankstellenbetreiber erwirtschaften laut einer Studie der Umweltschutzorganisation Greenpeace Profite in Milliardenhöhe. Begünstigt werde dies durch den drastischen Anstieg der Benzin- und Dieselpreise, wie Der Spiegel berichtet. Wie es dort heißt, hat die Branche ihre Margen "im Windschatten des russischen Krieges" erheblich erhöht.

Zusätzliche Erträge in Milliardenhöhe

Demnach hat die Mineralölbranche seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine Ende Februar zusätzliche Roherträge (d.h. höhere Erlöse für Sprit abzüglich der gestiegenen Kosten für Rohöl) von insgesamt etwa 3,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Dies entspreche einem "Krisenprofit" von durchschnittlich 107 Millionen Euro pro Tag, schreibt der Spiegel und beruft sich auf die bislang unveröffentlichten Greenpeace-Studie.

Am höchsten seien diese "Krisenprofite" in Deutschland mit durchschnittlich 38,2 Millionen Euro pro Tag. Dahinter folgten Frankreich (13,3 Millionen Euro), Italien (12,5 Millionen Euro), Spanien (7,6 Millionen Euro) und Österreich (4,3 Millionen Euro), berichtet das Nachrichtenmagazin.

Diesel ist besonders profitabel

Vor allem der Verlauf von Diesel erweist sich demnach als besonders profitabel. In Deutschland ist dieser Kraftstoff phasenweise teurer als Super E10. Auf Diesel entfalle laut Greenpeace ein durchschnittlicher "Krisenprofit" von 94 Millionen Euro pro Tag, bei Ottokraftstoff seien es lediglich13 Millionen.

Strittig ist, ob die deutlich erhöhten Preise an den Zapfsäulen gerechtfertigt sind oder nicht. Der Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (Elvis AG) und der Verband Der Mittelstand (BVMW) hatten erst kürzlich die Bedeutung funktionierender Marktmechanismen und eine faire Preisbildung am Energiemarkt angemahnt sowie die Bundesregierung aufgefordert, effektivere Kontrollmechanismen einzusetzen, damit sinkende Preise auf den Rohstoffmärkten auch tatsächlich bei den Endkunden ankommen.

„Wir konnten zuletzt beobachten, dass steigende Rohölpreise die Treibstoffpreise explodieren ließen, während sinkende Rohölpreise nicht an die Endkunden weitergegeben wurden. Es darf nicht sein, dass die Mineralölkonzerne auf Kosten des Mittelstandes und der gesamten Bevölkerung ihrem Profitdrang frönen", sagte Markus Jerger, Vorsitzender des BVMW.

Auch für den ADAC können die Entwicklungen der Rohölnotierungen im März die Preisentwicklung an den Tankstellen lediglich zum Teil erklären. So kostete Öl der Sorte Brent nur kurzzeitig deutlich über 130 Dollar, sank aber im Verlauf des März wieder auf 105 Dollar. Anders die Kraftstoffpreise: Sie blieben über Wochen massiv überteuert und seien in ihrer Höhe angesichts des gesunkenen Rohölpreises und des Dollar-Kurses nicht mehr erklärbar. Trotz der Sondereffekte durch den Krieg in der Ukraine müsse die Normalisierung der Marktlage weitergehen und so die Preise an den Tankstellen weiter sinken, meint der ADAC.