
Man habe in Hotels und Gemeinschaftsunterkünften zirka 200 Plätze zur Verfügung, um Kriegsflüchtlinge unterzubringen, so König. Falls nötig, werde man auch Schulturnhallen ausstatten und dort Menschen beherbergen. Die besagte Anlaufstelle werde am Mittwoch, 2. März, ihren Betrieb aufnehmen. Die Anlaufstelle ist von Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Hier werden auch Hilfsangebote koordiniert.
Auf dem Hans-Sachs-Platz soll der Impfbus Station machen, so dass sich gegebenenfalls auch ukrainische Flüchtlinge gleich vor Ort impfen lassen können.
"Außerdem darf jeder mit einem ukrainischen Pass umsonst den öffentlichen Nahverkehr im Nürnberger Stadtgebiet nutzen", sagte König.
Unter der Rufnummer 09 11 / 2 31-33 36 6 wird ebenfalls ab Mittwoch eine Service-Hotline Flüchtlinge eingerichtet. Das Info-Telefon ist von Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geschaltet. Man wolle den Menschen unbürokratisch helfen.
Unter der Mailadresse engagiert@stadt.nuernberg.de der Stabsstelle „Bürgerschaftliches Engagement“ beim Referat für Jugend, Familie und Soziales können ehrenamtliche Hilfsangebote gemeldet werden. Kleider- und Spielzeugspenden (im guten Zustand) können beim Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) im Innenhof der Sulzbacher Straße 42 von Montag bis Donnerstag von 9.30 bis 15.30 Uhr und Freitag von 9 bis 12 Uhr abgegeben werden. Dort stehen auch Kleidercontainer zur Verfügung. Weitere Infos unter: www.kvnuernberg-stadt.brk.de
Gemeinsame Erklärung
König hat gemeinsam mit dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter und zehn anderen Vertretern bayerischer Kommunen in einer Erklärung seine Erschütterung über den "kriegerischen Angriff" auf die Ukraine kundgetan: "Unsere Solidarität gilt den Menschen in der Ukraine", heißt es in dem Schreiben. Die russische Föderation habe "in nicht zu rechtfertigender Weise" Völkerrecht verletzt. Zuletzt hatte es mehrere Demonstrationen in Nürnberg gegen den Krieg gegeben.
Unterdessen hat die FDP-Bundestagsabgeordnete Katja Hessel die Stadt Nürnberg via Pressemitteilung aufgefordert, "die Beziehungen zu sämtlichen russischen Stellen oder Firmen bis auf weiteres zu beenden". "Ich wüsste gar nicht, welche Unternehmen das sein sollten", sagt hierzu Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU). Die Stadt Nürnberg habe keine Geschäftsbeziehungen zu russischen Firmen.
Dieses Thema hat Sie besonders interessiert? In unserem Newsletter "Aus dem Newsroom" erfahren Sie alles Wichtige über die Arbeit der Redaktion und erhalten exklusive Einblicke. Hier kostenlos bestellen. Freitags um 6 Uhr in Ihrem Mailpostfach.
König wiederum gibt zu bedenken, dass man Nürnberger mit russischen Wurzeln nicht in Sippenhaft für das nehmen sollte, was Präsident Wladimir Putin anrichtet. "Wir sind eine Stadt mit Menschen unterschiedlichster Herkünfte. Wir stehen für Vielfalt", so der Oberbürgermeister. Hessel, die auch als Kreischefin der Liberalen fungiert, forderte zudem, "Vertreter des russischen Staats zu unerwünschten Personen im Stadtgebiet" zu erklären.
Seit 1999 Honorarkonsul
Getroffen hätte dies unter Umständen den russischen Honorarkonsul für Nordbayern Nikolaus Knauf. Der Unternehmer aus Iphofen hat dieses Ehrenamt seit 1999 inne, er war damals der erste russische Honorarkonsul der Bundesrepublik.
Während hoheitliche Aufgaben wie Passangelegenheiten größtenteils im Generalkonsulat in München abgewickelt werden, stand auf Knaufs Agenda in erster Linie die Verbesserung der wirtschaftlichen Kontakte – eine naheliegende Verbindung, denn seine Firma ist selbst in Russland und in der Ukraine aktiv. Der Konzern gehört zu den führenden Baustoffherstellern in Europa und ist nach eigenen Angaben auf allen fünf Kontinenten und in 90 Ländern vertreten.
Beleidigende Anrufe
Von der aktuellen Entwicklung sei das Unternehmen also unmittelbar betroffen, sagt eine Mitarbeiterin des von Knauf geführten Honorarkonsulats in Nürnberg. "Das ist ein Schock, wir hätten nie mit so etwas gerechnet."
Doch seit Beginn der Auseinandersetzung bange die Firma nicht nur um die rund 600 Beschäftigten in der Ukraine, sondern müsse sich auch für das Engagement Knaufs als Honorarkonsul rechtfertigen. Sie sei permanent damit beschäftigt, "beleidigende Anrufe" abzuwehren, sagt die Mitarbeiterin. "Es ist fürchterlich, wie wir beschimpft werden."
Das Werk in Donbass wurde nach Beginn der russischen Invasion bereits geschlossen. Rund 4000 Mitarbeiter hat das Unternehmen zudem in Russland. Seit rund 30 Jahren ist Knauf dort aktiv, hat im Land zahlreiche soziale und kulturelle Projekte unterstützt und sich als Honorarkonsul in Nordbayern für junge Migranten engagiert. Die Verbindungen waren so eng, dass der Unternehmer, der selbst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war, 2006 von Wladimir Putin den "Orden der Freundschaft" für seinen Beitrag zur Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden Ländern bekam.
