Erlangen - Die Fürtherin Sina Martin forscht an der Friedrich-Alexander-Universität an künstlichen Muskeln für das Auge. Damit soll künftig Menschen mit angeborenen Fehlbildungen geholfen werden - aber auch Patienten mit Grauem Star dürfen hoffen.

Die Iris, auch Regenbogenhaut genannt, ist die Blende unseres Auges. Je nach Lichteinstrahlung öffnet oder weitet sie sich und sorgt automatisch dafür, dass wir richtig sehen können. Menschen, die mit einer angeborenen Fehlbildung der Iris leben oder nach einem Unfall schlecht sehen, kann bislang nur mit selbst tönenden Sonnenbrillen oder bemalten Linsen als kosmetisches Implantat geholfen werden - denn bislang kann die Funktion der Iris nicht adäquat wiederhergestellt werden.

Das möchte die Medizintechnikerin Sina Martin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ändern. Sie erforscht am Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik (FAPS) an künstlichen Muskeln auf Basis sogenannter dielektrischer Elastomere. Diese sind aufgrund ihrer Beschaffenheit aus Silikon extrem dehnbar und flexibel. Beschichtet mit feinen Elektronen soll das Implantat die Blendenfunktion der Iris wiederherstellen können. Implantiert wird die künstliche Iris über einen Schnitt in der Hornhaut, erklärt die 29-jährige Fürtherin.

Auch Menschen mit Grauem Star könnte in Zukunft damit geholfen werden. "Vielleicht können mit künstlichen Muskeln einstellbare Linsen realisiert werden, die eines Tages sogar bei der Behandlung von Kurz- und Weitsichtigkeit eingesetzt werden und Brillen teilweise ersetzen können", überlegt Martin die Idee weiter. Doch das sei zum jetzigen Zeitpunkt noch reine "Zukunftsmusik", sagt sie. In den kommenden Jahren muss das System erst auf seine Zuverlässigkeit getestet werden, bevor klinische Probandenstudien gemacht werden können, erklärt sie.

Martin absolvierte ihr Bachelor- und Masterstudium in Medizintechnik an der FAU, nach einem Auslandssemester im chilenischen Temuco leitet sie nun mit nur 29 Jahren den Forschungsbereich Medizintechnik am FAPS-Lehrstuhl. Die Interdisziplinarität sei das, was das Arbeiten so spannend mache, so Martin. "Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatiker, Medizintechnik - die unterschiedlichsten Leute kommen hier in Erlangen zusammen, um an gemeinsamen Projekten zu arbeiten", erzählt Martin begeistert.

Ein weiterer Pluspunkt sei das Netzwerk des Medical Valleys in der Metropolregion, in dem Forschungseinrichtungen, nationale und internationale Unternehmen im Bereich der Medizintechnik, Medizin und Gesundheit zusammenarbeiten. Für das aktuelle Forschungsprojekt kooperiert Martin mit dem Erlanger Unternehmen Human Optics, das auf Augenimplantate spezialisiert ist. "Dadurch entstehen viele nützliche Synergien", so Martin. Sie setzt alles daran, die Lebensqualität von Personen mit Seheinschränkung zu verbessern.