München - Die Hoffnung, dass sich die Intensivstationen leeren würden, sobald ausreichend Vakzine gegen das Coronavirus vorhanden sind, war vergebens. Impfstoffdosen gibt es mittlerweile genügend, nur die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, ist bei einigen Menschen weiterhin nicht gegeben. Die meisten bereuen ihre Entscheidung nach einem schweren Verlauf. Der Bericht einer Münchner Klinik zeigt: Einzelne sind auch nach einer schwersten Erkrankung fest davon überzeugt, dass Corona nicht existiert.

Am 20. August 2021 zeigt Marian K., der Name wurde vom Krankenhaus geändert, erste Erkältungssymptome. Elf Tage später wird er unter schwerster Atemnot in die Notaufnahme einer Münchner Klinik eingeliefert. Erst Monate später kann er die Klinik wieder verlassen. Unter der Rubrik "Die Menschen hinter den Zahlen: Schwerer Verlauf in der Delta-Welle", zeigt das Krankenhaus den Aufenthaltsverlauf des Corona-Leugners.

Verschwörungstheorie: Covid-Impfstoffe enthalten Embryozellen

Marian K. ist 45 Jahre alt und normalgewichtig. Er ist verheiratet und hat einen Sohn. Der 45-Jährige ist der festen Überzeugung, dass "Covid-Impfstoffe Embryozellen enthalten". Weder er noch seine Ehefrau sind gegen das Coronavirus geimpft. Als Marian am 31. August 2021 in die Notaufnahme kommt, wird eine Infektion festgestellt. Der PCR-Test ist leicht positiv - der Infekt scheint schon länger zu bestehen. Der Familienvater wird sofort in die Intensivstation eingeliefert und erhält eine High Flow Sauerstofftherapie.

Der Zustand von Marian verschlechtert sich weiter. Auch die Einleitung einer invasiven Beatmung hilft nicht: Am 13. September entscheiden sich die Ärzte für den Einsatz der extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO), einer künstliche Lunge. Sein Zustand wird stabilisiert und der 45-Jährige muss nicht mehr isoliert werden.

Ehefrau glaubt nicht an Corona - dafür an Heilsteine

Wenige Tage später wird eine bakterielle Infektion festgestellt. Der Zustand von Marian ist kritisch. Seine Ehefrau zweifelt weiterhin an der Existenz des Coronavirus. Um den Behandlungsverlauf ihres Ehegatten zu unterstützen, verteilt sie in seinem Krankenzimmer Heilsteine.

Der Zustand von Marian bleibt kritisch. Am 7. Oktober 2021 erleidet der 45-Jährige Thrombosen. Seine Ehefrau ruft einen Priester zur letzten Salbung des Mannes. Der Zustand von Marian zeigt Besserungen - Am 18. Oktober wird der ECMO-Einsatz nach 35 Tagen beendet.

Bis zum 1. November 2021 wird Marian weiter beatmet. Zwei Tage danach wird er in die Frühreha der Münchner Klinik verlegt. Nach insgesamt 85 Tagen wird der Corona-Leugner am 23. November 2021 aus der Klinik entlassen. Er werde sich weiterhin nicht impfen lassen.


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"Wie ein Schlag ins Gesicht"

Marian ist kein Einzelfall. Immer wieder kommt es vor, dass Corona-Leugner aufgrund von schweren Verläufen auf Intensivstationen eingeliefert werden. Mitarbeitende des Münchner Klinikums bestätigen, dass Patientinnen und Patienten auch nach wochenlanger Beatmung behaupten, es liege nicht an Covid. "Dieser Patient verließ uns ohne Danke, ohne Tschüss. Das ist fürs Team nach fast drei Monaten Kampf wie ein Schlag ins Gesicht" - mit diesen Worten endet der Behandlungsverlauf von Marian K.