BERLIN - Darf man in Deutschland das Wort „Jude“ verwenden? Diese Frage beantwortet die Duden-Redaktion jetzt mit Nein. Der Zentralrat der Juden reagiert prompt und unzweideutig.

Das hat für einigen Wirbel gesorgt: Auf der Webseite von Deutschlands bekanntestem Wörterbuch ist der Eintrag zum Wort „Jude“ jetzt mit einem „besonderen Hinweis“ versehen. Statt Jüdin oder Jude solle man lieber andere Begriffe verwenden, wird dort empfohlen.

Zur Begründung heißt es: „Gelegentlich wird die Bezeichnung Jude, Jüdin wegen der Erinnerung an den nationalsozialistischen Sprachgebrauch als diskriminierend empfunden. In diesen Fällen werden dann meist Formulierungen wie jüdische Menschen, jüdische Mitbürger oder Menschen jüdischen Glaubens gewählt.“ Man solle laut Duden statt „Jude“ lieber „jüdischer Mensch“, „jüdischer Mitbürger“ oder „Mensch jüdischen Glaubens“ sagen. Denn das Wort Jude werde als diskriminierend empfunden.

Über diesen Vorgang hatte zuerst die Bild-Zeitung berichtet. Inzwischen wird der genannte Hinweis kontrovers diskutiert. Eindeutig Position bezieht der Zentralrat der Juden in Deutschland, vertreten durch seinen Geschäftsführer Daniel Botmann. Er hält fest, dass man die vom Duden vorgeschlagenen Alternativen auf keinen Fall verwenden solle.

Viel Zuspruch im Netz

Dafür bekam er unter anderem in sozialen Netzwerken viel Zuspruch. Auf Twitter schrieb Botmann: „Darf man Jude sagen? Ja! Bitte keine „jüdischen Mitbürger“ oder „Menschen jüdischen Glaubens“. Einfach nur JUDEN. Danke!“

Genauso sieht das Dr. Elio Adler, der Vorsitzende der WerteInitiative – jüdisch-deutsche Positionen; dieser Verein versteht sich als zivilgesellschaftliche Stimme jüdischer Bürgerinnen und Bürger. Gegenüber der Bild-Zeitung erklärte Adler: „Seit meiner Kindheit erlebe ich, wie Menschen ein Problem damit haben zu fragen, ob ich Jude sei. Sie denken, es sei ein Schimpfwort, für welches man sich schämen müsste. Ganz im Gegenteil! Ich bin Jude, wir sind Jüdinnen und Juden und das ist gut so.“

Auf Anfrage teilte eine Duden-Sprecherin mit: „Die Dudenredaktion beschäftigt sich seit vielen Jahren sehr intensiv mit der Kennzeichnung von Wörtern, die (auch) als diskriminierend und/oder rassistisch angesehen werden.“ Der Hinweis werde mit „dem aktuellen Stand der Verwendung und des gesellschaftlichen Diskurses dazu abgeglichen“, hieß es.