Nürnberg - Der bayerische Hausärzteverband fordert den sofortigen Rücktritt von Gesundheitsminister Jens Spahn. Der wäre zu normalen Zeiten in der Tat überfällig, findet Armin Jelenik, stellvertretender Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, in seinem Kommentar. Andere Politiker raffen sich zumindest zu einer Entschuldigung auf.

Warum hören wir solche Worte eigentlich nicht vom deutschen Gesundheitsminister? "Die Politik ist in den letzten Wochen in Sachen Pandemiebekämpfung hinter ihren Erwartungen geblieben, dafür entschuldige ich mich". Ein ebenso offen wie selten ausgesprochenes Eingeständnis des Politikversagens - nur eben leider nicht von Jens Spahn, sondern von seinem österreichischen Amtskollegen Wolfgang Mückstein.

Pertisau 19.11.2021, Fürstenhaus am Achensee, Pertisau, AUT, Landeshauptleutekonferenz mit Kanzler Schallenberg und Ges
Hört man nicht alle Tage: Österreichs Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hat seine Landsleute um Entschuldigung gebeten.  © Eibner-Pressefoto/EXPA/Groder via www.imago-images.de, imago images/Eibner Europa

Dabei hätte auch Spahn inzwischen allen Grund, um Entschuldigung zu bitten: Von der Schließung der Impfzentren im Angesicht der vierten Welle, über das Ende der epidemischen Lage bis zur aktuell geplanten Kontingentierung des Biontech-Impfstoffs.

Zugegeben, nicht jede Fehleinschätzung geht alleine auf Spahns Konto. Doch dem CDU-Politiker ist das Kunststück gelungen, nicht am Anfang der Pandemie zu versagen, sondern nach eineinhalb Jahren, als lägst bekannt war, wie man dem Virus am besten begegnet.


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Genutzt hat Spahn dieses Wissen nicht und sich damit zumindest fahrlässig verhalten. Ob er deswegen jetzt noch zurücktreten muss? Zu normalen Zeiten auf jeden Fall, zwei Wochen vor dem vermutlichen Ende dieser Regierung wohl kaum. Aber eine Entschuldigung wäre das Mindeste.