ERLANGEN - Die Corona-Inzidenzzahlen steigen rapide an, für viele gerade ältere Menschen oder Personen, die eine Vorerkrankung haben oder in Pflege- und Gesundheitsberufen arbeiten, wird eine Auffrischungsimpfung vor dem Winter empfohlen. Doch wie läuft das ab? Wie wird priorisiert? Wird man wieder so lang auf einen Impftermin warten? Das Impfzentrum in der Sedanstraße, zuständig für Stadt Erlangen und Landkreis Erlangen-Höchstadt, gibt Auskunft.

Braucht man sie jetzt noch? Oder sind sie überflüssig? Die Frage nach den Impfzentren spaltet derzeit sogar manche Ärztevertretung. Der Präsident des Weltärzebundes, Frank Ulrich Montgomery, etwa, hält diese für zu teuer und aufwendig, "man braucht sie nicht". Bodo Birk, der die Organisation des Impfzentrums für Stadt und Landkreis in der Sedanstraße leitet, kann darüber nur den Kopf schütteln: "Auch wenn die Impfzahlen im Spätsommer und Herbst niedriger waren als im Frühjahr und Hochsommer, kann man nicht sagen, dass die Impfzentren überflüssig geworden wären." Im August, September und Oktober wurden im Auftrag des Impfzentrums insgesamt rund 20 000 Impfungen durchgeführt, allein in der letzten Oktoberwoche 2500. Viele davon in rund 200 Sonderaktionen, "an Bürger, die womöglich zu keinem niedergelassenen Arzt gegangen wären", sagt Bodo Birk. Auch die Teams des Impfzentrums sind weiter munter unterwegs, jeden Tag, so Birk, würden bereits seit Wochen Auffrischungsimpfungen in den Senioreneinrichtungen in Stadt und Landkreis vorgenommen. "Wir haben daher nicht den Eindruck, dass unsere Beteiligung an der Impfkampagne überflüssig geworden ist."

"Kapazitäten reichen noch aus"

Im Gegenteil: Die Impfzentren erhalten nun, geht es nach Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, wieder eine zentrale Rolle. Die Inzidenzzahlen steigen wie von vielen Fachleuten vermutet, seit Herbstbeginn rapide an, sogenannte "Boosterimpfungen" sollen den Schutz vor dem Coronavirus auffrischen. Gegenwärtig, heißt es aus dem Impfzentrum für Stadt und Landkreis, reichen die Kapazitäten zu den reduzierten Öffnungszeiten hierfür noch aus. "Die Nachfrage erhöht sich aber aktuell signifikant", so Bodo Birk. Sollten die Kapazitäten knapp werden, verspricht er, wird das Impfzentrum die Öffnungszeiten wieder ausweiten. Mehr Personal ist dafür vermutlich schwieriger zu finden als noch im Sommer, als durch den Lockdown zahlreiche Berufszweige dazu gezwungen waren, sich andere Beschäftigungen zu suchen. Personalreserven durften sich die Impfzentren nicht vorhalten.

Geschlossen bleiben die Außenstellen etwa in Herzogenaurach und Höchstadt, hier sind die Immobilien inzwischen anderweitig besetzt und die Einrichtungen abgebaut worden. "Eine Wiedereröffnung ist nicht vorgesehen und auch nicht erforderlich", sagt Birk. Durch die niedergelassenen Ärzte sei eine Versorgung in der Fläche gewährleistet, Impfaktionen des Impfzentrums vor Ort sind weiterhin "mehrmals wöchentlich" geplant.

Schreiben für alle über 70 in Arbeit

Stadt und Landkreis prüfen derzeit nach eigenen Aussagen, Personen über 70, die nicht in einem Seniorenheim wohnen, in einem Schreiben über die Auffrischungsimpfungen zu informieren. "Bewohner von Seniorenheimen sind vielfach bereits zum dritten Mal geimpft", sagt Bodo Birk. Insgesamt rechnet das Impfzentrum damit, dass mindestens 50 000 Personen für eine Drittimpfung in Frage kommen. Darunter fallen neben Senioren Menschen, die in der Pflege oder im Gesundheitssystem arbeiten oder Vorerkrankungen haben. Auch Menschen, die mit dem Impfstoff von Johnson&Johnson geimpft wurden, sollten nach Empfehlungen der ständigen Impfkommission (StiKo) mindestens nach vier Wochen einen mRNA-Impfstoff erhalten. Darüber hat die Staatsregierung entschieden, all denjenigen nach sechs Monaten eine Auffrischung nahezulegen, die doppelt mit AstraZeneca geimpft wurden. Lediglich Personen, die vor oder nach Genesung geimpft sind, seien so gut geschützt, dass derzeit keine weitere Impfung sinnvoll ist, so das Impfzentrum.

Dadurch, dass ausreichend Impfstoff vorhanden ist und auch niedergelassene Ärzte impfen, "sind keine wochenlangen Wartezeiten auf eine Boosterimpfung zu erwarten", sagt Bodo Birk. Daher gibt es auch keine neue Priorisierung - durch den vorgegebenen Abstand von sechs Monaten nach der Zweit-Impfung wird die ursprüngliche Priorisierung widergespiegelt. Dennoch erwarten die Verantwortlichen des Impfzentrums in den nächsten Tagen und Wochen wieder eine erhöhte Nachfrage. "Wir empfehlen daher über www.impfzentren.bayern oder über die Hotline 09131/866500 einen Termin für die Auffrischung zu vereinbaren", so Birk. Verimpft wird dann - unabhängig von der Erst- und Zweitimpfung - "in der Regel ein mRNA-Impfstoff", also Biontech/Pfitzer oder Moderna.