Nürnberg - Preis für Programm: Wie Bürger die Stadt mit Sitzbänken und bunten Wänden umgestalten.

Ein paar Pflanzen vor der Kirche. Bunte Wände statt ödes Grau. Eine Sitzbank in einer sonst einsamen Ecke. Manchmal hat eine kleine Idee schon große Wirkung. Und meistens wissen die Menschen vor Ort am besten, was ihrer Straße oder ihrem Viertel gerade noch fehlt. Für sie hat Nürnberg die "Möglichkeitsräume" geschaffen. Das Förderprogramm stellt jedes Jahr 50.000 Euro bereit für vermeintlich einfache Projekt, die das Leben in der Stadt schöner machen. 13 solcher Ideen konnten in der ersten Runde verwirklicht werden.

"Die Anfragen haben zuletzt richtig Fahrt aufgenommen und das Budget für 2021 war bereits im ersten Halbjahr ausgeschöpft“, sagt Christine Kayser, stadtplanungspolitische Sprecherin der SPD-Stadtratsfraktion. Besonders freut sie, "dass das Programm so schnell eine so gute Resonanz erfahren hat". Vor zwei Jahren hat ihre Partei die "Möglichkeitsräume" initiiert, nun sind sie mit dem Preis "Kooperative Stadt" des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) ausgezeichnet worden. "Dass dieses tolle Projekt auch außerhalb unserer Stadt gewürdigt wird, freut mich sehr", sagt Kayser. Der Preis ist für die Stadträtin eine Bestätigung und ein Auftrag, die bürgernahe Stadtgestaltung weiter voranzutreiben.“

Oft machen große Bauprojekte Schlagzeilen. Der Stadtrat diskutiert lang über sie. Sie kosten viel Geld und viel Zeit. Der Sondertopf der "Möglichkeitsräume" ermöglicht stattdessen schnelle, unbürokratische Entscheidungen, damit gleich etwas passiert. "Es gibt einige städtischer Flächen, die in Nürnberg derzeit nicht genutzt werden oder zu wenig einladend gestaltet sind", erklärt Kayser. "Die Menschen sollen sich diese zurückerobern."

An der Strauchstraße in der Südstadt etwa hat die Landeskirchliche Gemeinschaft eine fünf Meter lange Bank aufgestellt. 1800 Euro hat sie dafür bekommen. Der Nachhaltigkeitsverein Bluepingu hat mit 1540 Euro vor der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche einen Mitmach-Garten aus Hochbeeten gestaltet, den die Anwohner gemeinsam bepflanzen. Die vielbefahrene Adlerstraße ist durch mobile Bäume und Bänke zu einer beliebten Einkaufsstraße auch für Fußgänger geworden. Die Industrie- und Handelskammer wollte mit ihrer Idee und den 2000 Euro dafür die Innenstadt lebendiger machen.

Vereine, Nachbarschaftsinitiativen, Kunstkollektive und engagierte Bürger können sich jederzeit beim Stadtplanungsamt bewerben und bis zu 5000 Euro für ihre Idee bekommen. Auch Nürnbergs Baureferent lobt das Programm: "So können wir mit minimalem Aufwand enorm viele Projekte mit teils großer Wirkung umsetzen lassen." Die Förderung setzt einzig voraus dass der geschaffene Ort für alle frei zugänglich und kostenlos nutzbar ist.

Manche Ideen sind an keinen festen Ort gebunden - wie etwa das mobile Atelier des Vereins "Edel Extra". Es hat von Juli bis September an verschiedenen Plätzen in Gostenhof Halt gemacht und Kunst im öffentlichen Raum vermittelt. Andere Vorschläge verschönern die Stadt für eine kurze Zeit: Auf dem Lorenzer Platz hat der Verein "Grünclusiv" von April bis Oktober mobile Bäume aufgestellt. Lange hält dagegen das Mosaik im Höfgärtchen der Sebalder Altstadt, das die Klassen der Schule Insel Schütt mit der Künstlerin Leonie Böhnel auf einer Ziegelmauer gestaltet haben.

"Ich erlebe, dass die Menschen gerne etwas machen - wenn es machbar ist", sagt Kayser. Alles, was von Anfang an groß angelegt sei, dauere oft zu lange. "Wir wollen eine schnelle Umsetzung." Damit die Bewohner in ihrem Viertel zusammenkommen, beieinandersitzen können, reden, malen oder gemeinsam gärtnern. "Sie sollen entscheiden, wie sie ihren öffentlichen Raum für sich nutzen wollen."