ROTH - Die Stadt Roth will jetzt doch keine Luftreinigungsgeräte für die Klassen- und Kitazimmer kaufen. Bei der jüngsten Stadtratssitzung wurde noch einmal intensiv diskutiert, der Kauf dann aber zumindest „derzeit“ mehrheitlich abgelehnt.

„Schwieriges Thema“, stellte Andreas Buckreus als Sitzungsleiter für den später eintreffenden Bürgermeister Ralph Edelhäußer der erneuten Debatte voran. Die Kommunen hätten „keine Luftsprünge gemacht, als die Staatskanzlei ihnen den schwarzen Peter zuschob“ mit Fragen wie: Sollen die Räume in Schulen, Horten und Kitas mit Filtern ausgerüstet werden, um das Corona-Ansteckungsrisiko zu verringern? Welche Filter bringen wie viel? Wie teuer sind die Geräte? Werden sie eventuell erst im Sommer geliefert, wenn die winterliche Pandemiewelle längst wieder abgeebbt ist?

Diese Fragen waren schon vor zwei Wochen im Finanzausschuss gestellt – und viele auch beantwortet worden. Mit großer Mehrheit hatte man sich da noch für die Anschaffung von den (günstigeren) Luftreinigungsgeräten für 102 Klassenräume ausgesprochen. Für rund 350000 Euro (noch ohne eine wahrscheinlich 50-prozentige Förderung).

Doch jetzt legten die Gegner ihre Bedenken noch einmal auf den Tisch. Allen voran Stefan Hofmann, Chef des Hochbauamtes: Für die deutlich teureren Lüftungsanlagen (für 2,5 Millionen Euro für 102 Räume oder doppelt so viel, wenn auch alle anderen Räume bestückt werden) sind Leitungen und Wanddurchbrüche nötig. Die günstigeren Luftreinigungsgeräte aber, etwa so groß wie ein Kühl- und Gefrierschrank, ersetzen das Lüften nicht.

Unterschied beträgt nur zehn Prozent

Studien habe er inzwischen etliche auf dem Schreibtisch. In einer der seriösen heiße es: Wenn alle 20 Minuten gelüftet werde, wachse die Konzentration der Aerosole in der Zeit von null auf 20 Prozent, wenn außerdem ein Luftreinigungsgerät im Raum stehe, wachse sie auf zehn Prozent. „Der Unterschied“, so Hofmann, „beträgt also nur zehn Prozent“. Die Wirkung der Geräte sei „mindestens umstritten“, lüften muss man trotzdem.

Die Förderprogramme dazu seien „alle mit heißer Nadel gestrickt“, schriftliche Aussagen nicht zu kriegen. Außerdem sei die europaweite Ausschreibung nötig, wenn die Stadt die Geräte noch bis Jahresende bestellen will, „müssen andere Projekte zurückstehen“, macht das Stadtbauamt klar.

Wie laut ist der Betrieb der Geräte? Claudia Schwab (Wählergemeinschaft) hat als Erzieherin Erfahrung. „Sehr laut“ nennt sie die Umwälzanlage in der Kita, deshalb stehe sie in der Halle. Auch Dr. Walburga Kumar (FDP) befürchtet, dass bald „Eltern bei den Rektoren stehen und sich über die Lautstärke beschweren“.

Ob die Geräte langfristig genutzt oder später entsorgt werden müssen, sei ebenfalls die Frage. Für Richard Radle (Die Grünen) kommen Filter, die dann herumstehen, „nicht in Frage“.

Nur einen „vermeintlichen Sicherheitsaspekt“ sieht Siegfried Schwab (Wählergemeinschaft) in den Geräten, Kosten und Nutzen seien nicht „verhältnismäßig“. Sein Vorschlag lautet: „Lieber lüften.“

Und Dr. Daniela von Schlenk (CSU) verwies nicht nur darauf, dass Elternbeiräte sich gegen die Anlagen ausgesprochen hätten, dass das Tragen von Masken am wirksamsten gegen Corona schütze und dass die Infektionsgefahr auch auf dem Weg vom und zum Klassenzimmer – etwa im Schulbus – sehr hoch sei. Zu hoffen sei zudem, dass in den nächsten Monaten deutlich effizientere Anlagen entwickelt werden. Schlenk wollte das Thema deshalb noch einmal vertagen, erhielt dafür aber keine Mehrheit.

Besser als gar nichts

Das wäre „das falscheste, was wir machen können“, verteidigte dagegen Grünen-Stadträtin Jutta Scheffler vehement den Kauf von Filtern. Schon vor Monaten hätte man handeln müssen, um zu „verhindern, dass Schulkinder wieder in Quarantäne zuhause sitzen müssen“. Auch sie wisse, dass die Filter nicht optimal seien. „Aber besser als gar nichts.“

Schützenhilfe kam von Sven Ehrhardt (SPD): Kinder hätten noch keine Möglichkeit, sich impfen zu lassen, außerdem würden andere Studien die Wirksamkeit sehr wohl nachweisen.

In der Abstimmung der verschiedenen Möglichkeiten – von der teuren zur günstigeren Anlage, von der Ausstattung aller Räume oder „nur“ der 102 Klassenzimmer bis hin zur Ablehnung – entschied sich die Mehrheit (17 gegen acht) dafür, die Filter nicht anzuschaffen. „Derzeit“, wie man auf Anregung von Markus Würth (Freie Wähler) im Beschluss ergänzte. Das „schwierige Thema“ wurde also wohl nicht zum letzten Mal diskutiert.