ROTH - Ein Stück Wand, vier Zahlen - geheimnisvoll, mysteriös, rätselhaft. Seit Kurzem sorgt eine freistehende Stahlwand im Wald neben dem Rother Gewerbegebiet für Spekulationen. In sozialen Netzwerken kursierten im Sommer schon Fragen rund um die kryptischen Zahlen 56 und 2020 sowie 137 und 12. Jetzt gibt es eine stichhaltige Erklärung.

Nördlich vom Gewerbegebiet in Roth liegt Wald. An das Waldgebiet grenzt unter anderem die Firma Mangelberger Elektrotechnik. Das Gelände ist in Privateigentum, diverse Rückewege erinnern an frühere Waldarbeiten. Jetzt sollen Fichten und Kiefern, Haselsträucher und Hecken eigentlich in Frieden gelassen werden. Sollen.

In Wahrheit aber nutzen anscheinend viele Menschen das Gelände am Nordic-Walking-Park in Roth zum Beispiel für Schäferstündchen und zum Stillen ihres Durstes, inklusive Anfahrt mit dem Auto bis mitten ins Gebüsch. So jedenfalls beobachten es die Anrainer nach jedem Wochenende.

Stahlwand Firma Mangelberger Roth
Nicht nur vier Zahlen, sondern die ganze Botschaft an Müllsünder steht auf dieser Tafel, die das Unternehmen Mangelberger eigentlich an die Corten-Stahlwand anbringen wollte.   © Carola Scherbel, NN

Und so erklären sich dann auch die zunächst geheimnisvoll wirkenden Zahlen auf der weißen Tafel an der Stahlwand. Im Jahr 2020 nämlich, so der Geschäftsführer Jürgen Mangelberger, haben er und sein Team insgesamt 137 Getränkedosen dort aufgesammelt, außerdem wurden 56 Kondome gefunden und insgesamt zwölf Säcke mit Müll oder Altkleidern entsorgt.

Vermüllung zu viel

"Irgendwann war uns die Vermüllung dann doch zu viel", berichtet Mangelberger. Zunächst habe man versucht, den kleinen Pfad in das Waldstück hinein mit Bäumen zu schützen. "Hat nur leider nichts geholfen." Also habe man wieder nur den Reifenspuren auf niedergewalzten Pflanzen hinterhergeblickt und Müll aufgesammelt. "Wir mussten eine stabile Abgrenzung schaffen", erklärt er. So entstand der Plan für ein echtes Stück Wand aus Stahl - so umweltverträglich wie irgend möglich, aus recyceltem Stahl. Mangelberger: "Seitdem wächst dahinter wieder was."

"Wir ticken grün", sagt der Geschäftsführer des Schaltanlagenbauers. Das Unternehmen will so klimaneutral wie möglich arbeiten, den CO2-Verbrauch will man durch den Zukauf und das Aufforsten von sturmgeschädigten Waldflächen weiter optimieren, am Firmensitz in Roth gibt's überall E-Ladesäulen, Job-Bikes sind ein Thema, Renaturalisierung mit Nistkästen für Vögel und begrünten Dächern. Der Chef hatte in Zeiten von Corona sogar schon über extravagante "Arbeitsnester" im Wald nachgedacht, damit die Mitarbeiter in grüner, klimatisch guter Atmosphäre arbeiten können. Aber daraus wurde noch nichts, denn: "Zu schwierige Genehmigungsprozesse."

Wand hat geholfen

Eben weil das Unternehmen, das seine Workflows und Schaltanlagen mit dem Green Panel Umweltsignet zertifiziert, "grün tickt", wie Mangelberger sagt, hat man sich über das Vermüllen der Natur (und nicht nur über das permanente Aufräumen und Entsorgen) geärgert. Eine Wand vor dem Wald erschien als wirksames Gegenmittel. Und sie hilft auch wirklich.

Im Betrieb ist man jetzt froh, dass das Waldstück wieder in Ruhe gelassen wird. Und die rätselhafte Zahlenkombination auf der weißen Tafel könnte demnächst mit Hilfe einer ausführlichen Erklärung aufgelöst werden...