Nürnberg - Die Corona-Krise hat den Abiturienten des vergangenen Jahrgangs in besonderem Maß zugesetzt. Schuld daran ist nicht zuletzt der Fernunterricht. Das hat das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Rahmen einer Studie ermittelt.

Im Vergleich zu der Zeit vor der Covid-19-Pandemie ist die allgemeine Lebenszufriedenheit von Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2020 demnach auf einer Skala von 0 für sehr unzufrieden bis 10 für sehr zufrieden um 0,5 gesunken. „Dieser Einbruch ist untypisch für junge Menschen in diesem Lebensabschnitt. Er entspricht zum Beispiel dem drastischen Rückgang der Lebenszufriedenheit in Kriegsgebieten“, erklärt IAB-Forscher Malte Sandner.


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Die allgemeine Lebenszufriedenheit des ersten Corona-Abiturjahrgangs ist Ende 2020 im Vergleich zum Vorjahr von 7,3 auf 6,8 gesunken. Dagegen ist die durchschnittliche Lebenszufriedenheit der Gesamtbevölkerung im gleichen Zeitraum wesentlich weniger stark zurückgegangen.

Eingeschränkter Präsenzunterricht spielt eine große Rolle

Am wenigsten zufrieden mit ihrer allgemeinen Lebenssituation sind mit einem Wert von 6,6 Abiturientinnen und Abiturienten, die Ende 2020 noch keinen Bildungsweg eingeschlagen haben und sich in einem Überbrückungsjahr befinden. Für die Lebenszufriedenheit von denen, die bereits einen Bildungsweg gewählt haben, spielt der eingeschränkte Präsenzunterricht eine große Rolle: Mit einem Wert von 6,6 sind insbesondere diejenigen überdurchschnittlich unzufrieden, für die Lehrveranstaltungen oder Berufsschulunterricht gänzlich entfallen sind.

Dagegen sind Abiturientinnen und Abiturienten, die Digitalunterricht angeboten bekamen, mit einem Wert von 6,9 etwas zufriedener. „Bei künftigen Abwägungen zu Infektionsschutzmaßnahmen müssen die starken negativen Auswirkungen der Schul- und Hochschulschließungen Berücksichtigung finden“, so IAB-Forscherin Sarah Bernhard.

Ungefähr jede sechste Schülerin beziehungsweise jeder sechste Schüler gibt an, dass die Covid-19-Pandemie die Entscheidung des ersten Bildungswegs nach dem Abitur stark beeinflusst hat. Unter diesen Umständen haben sich rund 47 Prozent der befragten jungen Erwachsenen für ein Studium unmittelbar nach dem Abitur entschieden. Von ihnen studieren mit 95 Prozent fast alle zu Hause und kennen ihre Hochschule hauptsächlich über digitale Audio- oder Video-Veranstaltungen.

Azubi sind weniger stark betroffen

Für ein duales Studium haben sich direkt nach dem Schulabschluss 6 Prozent und für eine Ausbildung 9 Prozent der Befragten entschieden. Auszubildende sind von den Einschränkungen aufgrund der Eindämmungsmaßnahmen nicht so stark betroffen wie Studierende. Sie berichten seltener von Digitalunterricht, von Unterrichtsreduktion oder von Einschränkungen bei der persönlichen Anwesenheit in der Berufsschule. 38 Prozent der Befragten befinden sich in einem Überbrückungsjahr.

Für die Studie hatte das IAB 2338 Schülerinnen und Schüler aus 190 Schulen befragt, die im Sommer 2020 ihr Abitur gemacht hatten.