
Dass er nach der Bundestagswahl feiern darf, steht fest für Edmund Stoiber. Am Dienstag, dem 28. September, wird er 80 Jahre alt. Sehr alt sieht aber derzeit auch seine Partei aus.
Erfüllen sich die Prognosen, geht die Union nur als zweiter Sieger hinter der SPD aus der Wahl hervor - und würde damit aus der Regierung ausscheiden, dessen ist sich der ehemalige bayerische Ministerpräsident, der inzwischen achtfacher Großvater ist, sicher.
Kein "Junior" in einer Koalition
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine traditionelle Regierungspartei wie die Union, die Deutschland weit über 50 Jahre regiert und das Land entscheidend geprägt hat, als Juniorpartner in eine Koalition gehen wird", sagte Stoiber, dessen aktive politische Karriere vor 14 Jahren endete, nun der Deutschen Presse-Agentur.
"In einer schwierigen, noch nie dagewesenen Situation" sieht Stoiber die Union und die CSU: "Klar, man leidet und lebt mit der Partei, für die man auch ein ganzes Leben lang gekämpft hat und die Teil meines Lebens war und ist."
Für Stunden scheinbar schon Kanzler
2002, als er Kanzlerkandidat der Union war, holten die Christsozialen in Bayern 58,6 Prozent der Stimmen, die Union im Bund 38,5 Prozent. Die Union lag fast exakt gleichauf mit Gerhard Schröders SPD, es war das historisch engste Rennen.
Für einige Stunden sah Stoiber aus wie der angehende Bundeskanzler, er wäre der erste Kanzler der CSU gewesen. Am Ende machten 6027 Zweitstimmen den Unterschied zugunsten der SPD aus. Drei Jahre später genügten Angela Merkel 33,8 Prozent zur Kanzlerschaft.
Der Einbruch der Volksparteien
Der Einbruch der alten Volksparteien hatte begonnen. Noch 1976 gingen 91,2 Prozent der Stimmen an Union und SPD, 2009 waren es noch 56,8 Prozent. Vor vier Jahren musste Stoiber das Ergebnis der Union von knapp 32,9 Prozent (weniger waren es nur 1949) ebenso wie die damals 38,8 Prozent für die CSU als "historische Niederlage" einordnen.
Es waren allerdings Zahlen, von denen CDU und CSU heute nicht einmal mehr zu träumen wagen würden.
"Emotionen spielen eine große Rolle"
Die CSU muss befürchten, bundesweit unter die Fünf-Prozent-Hürde zu rutschen. Stoiber vermisst manchmal "die emotionale Ansprache", sagt er: "Ich bleibe dabei, in der Politik sind Stimmungen auch Fakten." Weil "der Mensch nicht nur aus Verstand besteht, sondern auch aus Emotionen, spielen Emotionen in der Politik natürlich eine große Rolle. Und das wird immer so bleiben"
Hoffnung hat er noch. "Jetzt kommt es vor allem darauf an, die alten Stammwähler anzusprechen", sagt Edmund Stoiber. So oder so: "Das ist noch nicht das Ende." Und der Achtzigste wird gebührend gefeiert.
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