
Dramatischer hätte der Absturz kaum ausfallen können: Seit 2010 war es mit dem Tourismus in Nürnberg stetig bergauf gegangen. Und obwohl laufend neue Hotels hinzukamen, kletterte sogar die wichtigste Kennziffer, die Bettenauslastung, auf deutlich über 50 Prozent. Was zur Eindämmung der Pandemie beschlossen wurde, von Reisebeschränkungen über Messeverbote, Kongressabsagen und Homeoffice bis zum Einfrieren aller touristischen Angebote, sorgte für einen beispiellosen Einbruch und stellte alle früheren Erfolge infrage. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr meldeten Hotels "nur" noch 1,5 Millionen Übernachtungen, nicht mal halb soviele wie in den Vorjahren.
Dass zuvor die Gesamtzahl der Beherbungsbetriebe relativ konstant geblieben war, lässt darauf schließen, dass neue Häuser durchaus ältere verdrängten. Unterm Strich aber hatten sie mehr Betten anzubieten. Diese Dynamik wurde auch nicht sofort gestoppt: Hotels, deren Planung schon weit gediehen oder die schon im Bau waren, wurden auch in den Lockdown-Phasen nicht auf Eis gelegt, sondern sind schon oder werden demnächst fertiggestellt. Vor allem vier neue Häuser mit insgesamt gut 1100 Betten wurden oder werden noch in diesem Jahr eröffnet: Das Motel One und das Leonardo Royal im Tafelhof Palais (im ehemaligen Post-Komplex am Hauptbahnhof), das Premier Inn neben der AOK am Frauentorgraben und das Karl August im Augustinerhof.
Neue Vorhaben auf Eis gelegt
"Noch nicht begonnene Projekte werden dagegen auf den Prüfstand gestellt", heißt es in einem Bericht des Wirtschaftsreferats für den Rechts- und Wirtschaftsausschuss des Nürnberger Stadtrats, der sich an diesem Mittwoch mit dem Thema beschäftigt. Betroffen seien etwa die Standorte Seetor City Campus (Ostendstraße), Luitpoldviertel und Zufuhrstraße. Auch die Nachfrage nach Flächen für Hotelentwicklungen gehe entsprechend zurück.
Die Erholung des Hotelmarktes wird, so die Einschätzung des Referats, "Jahre dauern". Vor allem weil sich der Geschäftsreisesektor, auf den bisher 70 Prozent der Übernachtungen entfielen, deutlich langsamer erholen dürfte als der Freizeit-Tourismus. Im Businessbereich teilt sich wiederum zu etwa einem Drittel in Messeteilnehmer, Kongress- und Tagungsbesucher und klassische Geschäftsreisende. Hier rechnen Fachleute am ehesten mit einer Erholung bei Workshops und Tagungen.
Investoren weichen auf andere Nutzungen aus
Mit größeren Hotel-Neubauten ist dagegen auf vermutlich längere Zeit hin nicht zu rechnen. Wo Projekte nicht ganz aufgegeben werden, weichen die Investoren - nach Beobachtungen des Wirtschaftsreferats - auf andere Nutzungen aus und strukturieren um, etwa in Richtung Wohnen oder Büros. Die Stadtverwaltung werde nicht für Hotelinvestitionen werben. Es liege an den Marktakteuren, die Chancen und Risiken neuer Vorhaben einzuschätzen, stellt das Wirtschaftsreferat fest.

