Nürnberg - Ja, wir brauchen neue Kriterien zur Bewertung der Corona-Lage. Die Inzidenz alleine reicht nicht mehr. Aber ganz so einfach, wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sich das vorstellt, ist es nicht, meint Armin Jelenik, stellvertretender Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten.

Wenn die Dinge komplex werden, neigt die Politik manchmal dazu, besonders einfache Lösungen anzubieten. Diesen Eindruck kann man jetzt auch wieder bei der Idee einer Krankenhaus-Ampel von Bayerns Ministerpräsident Marks Söder gewinnen. Er hat ja Recht, die Sieben-Tage-Inzidenz reicht zur Beurteilung der Corona-Lage nicht mehr aus. Und ja, die Belegung der Intensivbetten muss in die Betrachtungen mit einbezogen werden.

Wichtiger Frühindikator

Aber ob eine Krankenhaus-Ampel tatsächlich der alleinige Messwert sein kann, ist mehr als fraglich. Denn die Sieben-Tage-Inzidenz ist ja deswegen so wichtig, weil sie ein Frühindikator ist.

Mit ihr lässt sich im besten Fall etwa zwei Wochen bevor sich die Intensivstationen füllen, erkennen, ob die Corona-Lage aus dem Ruder zu geraten droht. Die Reduzierung auf die Hospitalisierungsquote würde zudem das Leid derer ausblenden, die nicht auf eine Intensivstation eingewiesen werden, aber trotzdem möglicherweise an Long-Covid-Symptomen leiden.

Es braucht daher genauere Indikatoren als eine rot-gelb-grün Systematik, um der Komplexität der Pandemie gerecht zu werden.


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