Nürnberg - Nürnberg könnte bald in aller Munde sein: Die Stadt soll in das neue Buchstabier-Alphabet für Wirtschaft und Verwaltung aufgenommen werden. Statt "N wie Nordpol" könnte es beim Diktieren künftig "N wie Nürnberg" heißen. Fürth und Erlangen haben dagegen keine Chance. Dafür sind Regensburg, Augsburg und München vorgesehen.

Ganze Generationen an Schülerinnen und Schülern lernten "C wie Caesar" und "H wie Heinrich", mit dem man in Büros und Behörden versucht, Missverständnisse in Wörtern zu vermeiden, etwa in Eigennamen oder bei der Angabe von Internetadressen.

Das Deutsche Institut für Normung (DIN) in Berlin hat nun eine neue Fassung dieser Buchstabiertafel vorgelegt. Die DIN 5009, so der behördlich-sperrige Name, regelt, mit welchen Worten beim Diktieren Buchstaben deutlich gemacht werden.

Buchstabiertafel
In der Bibliothek des Museums für Kommunikation Berlin ist eine Buchstabiertafel aus einem Berliner Telefonbuch aus dem Jahr 1978/89 zu sehen.  © Christoph Soeder, dpa

Doch kaum jemand weiß, dass die bisher geltenden Vorgaben noch Relikte aus der Zeit der Nationalsozialisten enthalten. So hatte Baden-Württembergs Antisemitismus-Beauftragter Michael Blume darauf hingewiesen, dass die Nazis 1934 alle jüdischen Namen aus der Tafel entfernt hatten. Aus David wurde Dora, aus Nathan Nordpol.

Nur sechs Frauennamen waren berücksichtigt

Nach dem Kriegsende wurde das Diktieralphabet zwar einige Male überarbeitet, 16 männliche Vornamen fanden Erwähnung, aber nur sechs Frauennamen. Die deutsch-jüdischen Namen kamen dagegen nicht mehr zum Zug, und auch die heutige multikulturelle Gesellschaft werde keineswegs gespiegelt, sagt Julian Pinnig vom Deutschen Institut für Normung.

Deshalb hat der DIN-Fachausschuss entschieden, die Vornamen durch Städtenamen zu ersetzen. Und zwar durch solche, die nur einen Buchstaben auf dem Autokennzeichen haben. "Nürnberg ist eine große und sehr bekannte Stadt", sagt Pinnig, deshalb sei sie gesetzt.

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Wer zwei oder drei Buchstaben auf dem Autokennzeichen hat, kommt für die Aufnahme in die Buchstabiertafel nicht in Frage. Nur große Städte, die einen Buchstaben auf den Nummernschildern ausgeben, durften hoffen. © Harry Rödel

Andreas Franke, Sprecher der Stadt Nürnberg, zeigt sich erfreut. "Der historische Hintergrund sei sehr spannend", sagt er, "gerade aus der Geschichte heraus und aus dem Anspruch Nürnbergs als Stadt des Friedens und der Menschenrechte begrüße man den Vorstoß sehr."

Dass die Nachbarstadt Fürth nicht zum Zuge kam (weil mit "FÜ" zwei Buchstaben auf dem Autokennzeichen stehen) und dafür Frankfurt gewählt wurde, kommentiert Franke so: "Die Fürther spielen ja eh in der ersten Liga!"

Vorsicht Falle: Stromzählernummer nicht am Telefon nennen
Gerade bei Gesprächen am Telefon kann es wichtig werden, den Namen oder eine Internetadresse genau zu buchstabieren. Dabei hilft die Tafel des Deutschen Instituts für Normung.  © Christin Klose, dpa-tmn

Seine Kollegin Susanne Kramer vom Presseamt der Stadt Fürth zeigt sich versöhnlich: "Da freuen wir uns für die Nachbarn. Wenn Nürnberg schon in der zweiten Bundesliga spielt, sind sie wenigstens in der ersten Städteliga mit dabei."

Schwerin statt Schwabach

Auch in Schwabach versteht man, dass die Goldschlägerstadt nicht mit der Landeshauptstadt Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern konkurrieren konnte, die für das "Sch" ausgewählt wurde. Man sei viel zu klein: "Wir müssen ja Auswärtigen schon erklären, dass wir südlich von Nürnberg liegen", verdeutlicht Stadtsprecherin Marion Pufahl. Kinder würden sich künftig leichter tun: "Die sind beim Autokennzeichen-Raten ja immer gut."

Regensburg, Augsburg und München sind neben Nürnberg aus Bayern mit dabei. Die meisten Städtenamen für das Alphabet kommen aus Nordrhein-Westfalen. Die jetzt vorgestellte Buchstabiertafel ist ein Entwurf, die Regelungen werden vorwiegend in Wirtschaft und Verwaltung verwendet. Im Luftverkehr aber benutzt man eigene Buchstaben-Codes, ebenso bei Polizei und im Rettungsdienst.

Die Endfassung der Tafel soll in einem Jahr stehen. Bis dahin können Interessierte noch Anregungen an das DIN senden. Etliche Städte hätten sich bereits beschwert, gestand DIN-Sprecher Julian Pinnig. Welche, ließ er sich nicht entlocken.