POSTBAUER-HENG - Es mutete leicht paradox an, als der SV Postbauer mitten im winterlichen Lockdown die Gründung einer eigenen Radsport-Abteilung vermeldete. Doch das Angebot fand regen Zulauf bei der jugendlichen Zielgruppe. Initiator Manfred Büttner gewährt Einblick in das Erfolgsgeheimnis.

Dass sich auch zur jüngsten Ausfahrt auf den Dillberg, eingebettet in einen groß angelegten "Tag es Outdoor-Sports" mit Aktionen der verschiedenen Abteilungen, knapp 30 Kinder vor dem Vereinsgelände des SV Postbauer versammelten, ist inzwischen keine Überraschung mehr und keineswegs dem grandiosen Sommerwetter geschuldet. Denn diese Zahl kommt mitten in der Urlaubsperiode nahe an Mitgliederstamm heran, den die Übungsleiter Manfred Büttner, Jens Schwalbe und Roland Sachs in den vergangenen Monaten seit dem Jahreswechsel aufgebaut haben. Jeden Samstag schwärmen mehrere Gruppen, je nach Alter und Erfahrungsschatz, mit dem Mountainbike aus. Zwei engagierte Mütter geben Begleitschutz.


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Bei einer Altersspanne von fünf bis 16 Jahren "ist es unser Ziel, Grundlagen zu vermitteln und dabei immer wieder neue Reize zu setzen", erklärt Manfred Büttner. Der als Extremradler bekannte Inhaber einer Trockenbaufirma aus Postbauer-Heng gab beim SVP schon lange Fitness-Kurse auf dem Spinning-Rad für Erwachsene, ehe der Bedarf an speziellen Trainingsinhalten für den Nachwuchs an ihn herangetragen wurde. Im Frühjahr 2018 startete er "mit drei Kindern, die dann ihre Freunde mitbrachten". Der Bikepark in Ezelsdorf etablierte sich als zentraler Treffpunkt für circa 15 Junggewächse aus drei Vereinen (SV Postbauer, FC Ezelsdorf, Twin Neumarkt), wobei einigen Talenten die Übungen nicht mehr genügten. Um ihnen, darunter der aktuelle Landeskaderfahrer Niklas Pfeifer, weiter eine Perspektive geben zu können, bemühte sich Büttner um Startberechtigungen bei Wettkämpfen.

Diese Formalitäten lieferten schließlich den Anstoß zur Gründung einer eigenständigen Sparte - und das ausgerechnet in der turbulenten Corona-Zeit. Allein beim SV Postbauer ahnten die Verantwortlichen im Winter 2020/21 die anhaltende Nachfrage für individuelle Freiluft-Aktivitäten voraus und gaben Büttner grünes Licht. "Wir haben viel mit Online-Formaten experimentiert und dadurch auf uns aufmerksam gemacht", berichtet der Initiator. Darüberhinaus durfte sich die neue Bewegung in einem Grundstücks-Eck am Sportgelände einen eigenen Geschicklichkeits-Parcours einrichten, der jungen Anfängerinnen und Anfängern einen spielerischen Einstieg ermöglicht.


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"Natürlich kommt man ab einem gewissen Niveau nicht um die Wiederholung von technischen Routinen vorbei, und das macht besonders den fortgeschritteneren Jungs nicht immer Spaß. Aber dafür gibt es halt danach zur Belohnung eine flotte Trail-Abfahrt oder einen Sprung. Die Schwerpunkte wechseln sich ab", sagt Büttner. Die Ausbildung ist disziplin-übergreifend angelegt. Manche Schützlinge schwingen sich schon regelmäßig aufs Rennrad und probierten sich bei einem Ausflug nach Augsburg sogar im klassischen Bahn-Oval aus. Dem fließenden Übergang zum Triathlon trägt auch die mittlerweile neu auflebende Kooperation mit dem Twin Neumarkt Rechnung, der für das Schwimm-Training verantwortlich zeichnet und im Gegenzug seine Jugendlichen nach Heng schickt.

Während Aushängeschild Niklas Pfeifer den Deutschen Meisterschaften im Cross-Country-Mountainbiken und dazu eine handvoll Neulinge ihrem Wettkampf-Debüt beim Duathlon in Deining entgegenfiebern, möchte Lehrmeister Büttner indes keinen Leistungsdruck aufbauen. "In der Pubertät sind eben andere Dinge manchmal interessanter." Er selbst hörte als heranwachsender Fußballer vorzeitig auf. "Wichtig ist mir nur, dass unsere Kinder die sportliche Betätigung in positiver Erinnerung behalten und vielleicht später als Berufstätige bei uns wiederentdecken."