In der Corona-Debatte ist zurzeit oft von Kinder- und von Auffrischungsimpfungen die Rede. Dormann stört das: Es gebe noch so viele ungeimpfte Erwachsene, klagt er und verweist auf fünf Covid-Patienten, die im Klinikum aktuell behandelt werden. Vier von ihnen seien völlig ungeschützt.
Es handelt sich um vier Männer und eine Frau, teils Reiserückkehrer, im Alter von 20 bis 49 Jahren. Sie liegen nicht auf der Intensivstation, "sind aber mittelschwer krank und benötigen Sauerstoffzufuhr". Einer von ihnen ist nur erst-, die anderen vier sind ungeimpft.
Relativ junge Erwachsene könnten sich mit einer Impfung eine stationäre Behandlung im Krankenhaus ersparen, stellt Dormann klar. Die Fälle zeigten: "Es trifft die, die nicht geimpft sind." Die vierte Welle werde für Ungeimpfte zum Problem. Dormanns Appell: "Noch nicht geimpfte Erwachsene sollen sich impfen lassen. Es ist allerhöchste Eisenbahn."
Fünf Covid-Patienten: "Es zieht an"
Nach seinen Angaben lagen am Donnerstag im Bereich der Rettungsleitstelle Nürnberg, also in Krankenhäusern in Nürnberg, Fürth und Erlangen, insgesamt fünf Covid-Patienten auf der Intensiv- und 22 auf der Normalstation. Die Zahlen mögen niedrig erscheinen, Dormann aber betrachtet sie als "Warnsignal".
Im Fürther Klinikum musste in den vergangenen Wochen zeitweise kein einziger Corona-Patient versorgt werden, erklärt er, dann war es mal einer, dann wieder keiner – jetzt sind es fünf: "Es zieht an – früher als erwartet."
Damit doch noch ein Ruck durch die impfmüde Gesellschaft geht, hat die Politik beschlossen, den Druck auf Ungeimpfte zu erhöhen. So soll der Zutritt zu Innenräumen ab 23. August bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 35 nur noch für Geimpfte, Genesene und Getestete (3G-Regel) erlaubt sein. Das betrifft etwa Besuche von Restaurants, Kinos, Fitnessstudios oder Altenheimen. Das Problem: Ab 11. Oktober sollen Corona-Tests kostenpflichtig werden.
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Vor einer Impfung gegen Covid-19 hingegen gibt es keine Hürden mehr. Die Angebote sind niederschwellig; man kann sich quasi im Vorbeigehen spritzen lassen. Trotzdem ist die Nachfrage mau. 57,21 Prozent der Bevölkerung in Stadt und Landkreis sind erstgeimpft; 53,56 Prozent vollständig geimpft. Die Zahlen auf Bundesebene – 62,8 Prozent Erstgeimpfte; 56,08 Prozent Zweitgeimpfte – liegen leicht darüber. Von der Herdenimmunität, die den größtmöglichen Schutz für alle böte, ist man trotzdem weit entfernt. Mit Blick auf die Ausbreitung der Delta-Variante rüttelt daher auch der ärztliche Leiter des Fürther Impfzentrums, Dr. Michael Hubmann, Unentschlossene auf: "Jetzt hätten wir Zeit."
Vorbereitungen für Drittimpfungen laufen
Unterdessen fragen sich vollständig Geimpfte, wann ihre Drittimpfung ansteht. Die Gesundheitsminister der Länder haben sich für Auffrischungs- oder Booster-Impfungen ab September ausgesprochen. Los gehen soll es mit den besonders Gefährdeten, die zu Beginn der Impfkampagne an der Reihe waren. Auch wer Astrazeneca oder Johnson & Johnson erhalten hat, kann bald eine dritte (Astra) bzw. zweite (Johnson) Dosis eines mRNA-Wirkstoffs erhalten, sofern die erste Impfserie vor sechs Monaten abgeschlossen wurde.
Das Impfzentrum ist, heißt es, "startklar", wartet aber noch auf grünes Licht aus dem Gesundheitsministerium. Auch im Klinikum bereitet man sich auf Drittimpfungen von Beschäftigten vor. Laut Dormann ist die rechtliche Basis mit einem Rahmenvertrag zwischen Ministerium und Bayerischer Krankenhausgesellschaft geschaffen. "Wir können jederzeit loslegen." In Nürnberg legt das Klinikum Hallerwiese schon vor: Seit voriger Woche wird dort Personal drittimmunisiert, das "an vorderster Front, nah am Patienten" arbeitet. Sprecher Markus Wagner betont: "Wir setzen auf Freiwilligkeit."