
Frau Starick, Trainerin Kim Raisner rechtfertigte ihr Verhalten damit, dass es keine Quälerei sei, einem Pferd mal mit der Gerte hinten draufzuhauen. Pferde quälen sehe anders aus. Schätzen Sie dies ähnlich ein?
Nein. Ein Pferd mit der Gerte zu touchieren, ist okay, da ihm dies nicht weh tut und es als Impuls völlig ausreicht. Es damit zu schlagen und ihm einen Fausthieb zu versetzen, geht hingegen nicht. Pferde sind sehr feinfühlig. Mit harten Reaktionen verunsichert man sie nur zusätzlich und fügt ihnen Schmerzen zu. Annika Schleu ist im Sattel regelrecht auf und ab gesprungen. Ein Pferd lenkt man jedoch in erster Linie durch Druck mit den Schenkeln.
"Vertrauensverhältnis wichtig"
Saint Boy hatte schon bei der vorherigen Sportlerin verweigert. Ist es generell problematisch, einer Reiterin einfach ein Pferd zuzulosen?
Das ist es. Zwischen einer Reiterin und einem Pferd muss sich ein Vertrauensverhältnis entwickeln. Jedes Tier hat einen eigenen Charakter, auf den man entsprechend eingehen muss. Ich bin einmal ein Pferd geritten, mit dem außer mir niemand zurechtkam, weil es vorher vermutlich schlecht behandelt worden war. Ich habe mit ihm gearbeitet und war dann recht erfolgreich.
"Vorbildfunktion beschädigt"
Befürchten Sie, dass das Ansehen des Reitsports durch die Ereignisse von Tokio leidet?
Ja. Sportlerinnen und Trainerinnen haben gerade bei der Olympiade auch eine Vorbildfunktion. Ein Pferd ist keine Maschine und kein Sportgerät. In unserem Reitstall halten wir die Pferde tiergerecht und zwingen sie zu nichts. Geht man mit dem jeweiligen Pferd einfühlsam um, hat es auch an einem Wettkampf richtig Spaß.
