Forchheim - Welche Angebote gibt es in Forchheim für Jugendliche? Wie hat Corona die Situation verändert? Und was braucht es, um auch in Zukunft der Jugend einiges zu bieten? Darüber sprachen die Stadträte, wobei eine alte Debatte entfacht wurde.

Im jüngsten Haupt-, Personal- und Kulturausschuss des Forchheimer Stadtrats stellten Bettina Schuierer, Leiterin der Offenen Jugendarbeit Forchheim, und Matthias Breunlein, Leiter des Jugendhauses, vor, welche Angebote es für Jugendliche gibt. Von 18 Bereichen verzeichnen die meisten Aktivitäten: Sonstiges/Freizeit (35), Sport (21), Beratung (20), schulbegleitend (19) sowie Kunst/kreativ (16).

Hauptamtliche Träger gebe es 42, zu denen auch einige Schulen, die Polizei, Kirchen und Beratungsangebote zählen. Träger mit ehrenamtlichen/verbandlichen Angeboten in Forchheim gibt es 55: Die Liste umfasst Sport- und andere Vereine, die Blaulicht-Familie, kirchliche Angebote oder auch die Gartenfreunde Kersbach, den Trachtenverein Almfrieden und den Verein deutscher Schäferhunde.

Corona-Lockdown: Schwierige Situation für Jugendeinrichtungen

Der Corona-Lockdown machte zu schaffen: Im Sommer 2020 und seit 15. März 2021 ist Jugendarbeit in Präsenz möglich - bei einer Inzidenz unter 100. Die aber schwankte. "Die Einrichtungen waren immer nur kurz offen und dann wieder zu, sodass sich keine Konstanz bei den Öffnungszeiten ergab", teilte Gabriele Obenauf mit, Leiterin des Referats 4, Kultur und Gesellschaft, mit.

Und: Die Einrichtungen haben in der Regel keine Kontaktdaten und konnten Jugendliche schwer erreichen. "Die Kinder sitzen im Lockdown viel zuhause. Manche Eltern waren gegen digitale Angebote und sagten: Mein Kind sitzt eh schon den ganzen Tag vor der Kiste", so Schuierer. "Wir haben versucht, möglichst viel in den Sommer zu packen." Mini-Forchheim wurde coronakonform in Kleingruppen veranstaltet.

Im Januar hatten die Jungen Bürger einen Antrag für ein Konzept "Forchheims Jugend" gestellt. Nach Stellungnahme der Jugendeinrichtungen (Phase 1) soll in Phase 2 mit Erhebungen eine umfassende Bedarfsanalyse erfolgen. Die Einrichtungen sehen das derzeit schwer umsetzbar, da aktuell geöffnet sei: "Deshalb müssen wir unseren Fokus auf unsere Arbeit vor Ort richten." Für ein umfassendes Gesamtkonzept brauche es Interviews, Erhebungen mit Fragebögen und Workshops. "Wir erhielten die Rückmeldung, dass die Schulen momentan wenig Raum dafür sehen", heißt es von Seiten der Einrichtungen.

Jugendliche in Bushäuschen und auf Spielplätzen: "Kaum Möglichkeit sich zu treffen - ohne anzuecken"

Laut Beschlussvorlage ist Ziel, einen zukünftigen Jugendpfleger mit der Analyse zu betrauen oder die Ausarbeitung fachlich zu vergeben. Da flammte eine alte Debatte unter den Stadträten auf: Braucht Forchheim einen Jugendpfleger? Die Einrichtungen merken dazu an, dass "planende, initiierende und unterstützende Tätigkeiten sowie die geplante, koordinierte Entwicklung von Infrastrukturen der Kinder- und Jugendarbeit in das Aufgabengebiet der städtischen Jugendpflege fällt."

Manfred Hümmer (FW) sagte: "Für eine Erhebung brauche ich keinen Jugendpfleger. Und welche künftigen Aufgaben hat er? Das kommt mir zu kurz." Einige Jugendliche hielten sich in Bushäuschen oder auf Spielplätzen auf. "Freie Flächen sollten genutzt werden. Und wir brauchen auch etwas für die ältere Jugend. Das ist ein Problem, das ich seit vielen Jahren anspreche." Es gebe nur wenig Möglichkeiten für Jugendliche, sich zu treffen, ohne bei Bürgern anzuecken.

Pro und Contra im Stadtrat: Braucht Forchheim einen eigenen Jugendpfleger?

Lisa Hoffmann (SPD) findet: "Das ist ein Bereich, der in Forchheim schon immer vernachlässigt wird. Traurig, wenn Forchheim denkt, es braucht keinen Jugendpfleger." Es gebe Jugendliche, die nicht in Vereinen oder Verbänden sind, die zu berücksichtigen seien. "Die SPD ist für einen Jugendpfleger." Auch die Folgen der Pandemiezeit zu beleuchten, sei wichtig.

"Die CSU ist nicht für einen zusätzlichen Jugendpfleger. Die Analyse kann eine Fachfirma übernehmen", sagte Thomas Werner. Bürgermeisterin Annette Prechtel (FGL) stellte klar: "Es geht nicht um eine zusätzliche Stelle, sondern darum, eine vorhandene zu besetzen." Auch kleinere Gemeinden im Landkreis hätten eigene Jugendpfleger. Aber in dieser Sitzung werde nicht über die Stelle an sich entschieden.

Der Vortrag wurde zur Kenntnis genommen, die Bedarfsanalyse soll zeitnah erstellt werden - von einem künftigen Jugendpfleger oder wird fachlich vergeben. Der Beschluss fiel nahezu einstimmig. Nur Josua Flierl (CSU) stimmte dagegen, merkte dann aber an, dass er wohl die Beschlussvorlage falsch verstanden habe und dachte, dass damit über die Stelle entschieden würde. „Nur wenn die Analyse ergibt, dass es einen Bedarf gibt, bin ich für einen Jugendpfleger.“