NEUMARKT - Im Baugebiet Kapellenäcker liegen die Nerven blank: Waren hier beim Platzregen am Sonntag schon zahlreiche Keller vollgelaufen, reichte am Donnerstagmorgen ein ausgiebiger Duscher, um die Anwohner erneut in Alarmstimmung zu versetzen.

Das Wasser strömte aus den höherliegenden Pferdekoppeln herab, zwischen den Häusern hindurch. Feuerwehr und THW waren im Einsatz, einer der Anwohner hat sich mit einem Graben entlang seines Hauses selbst geholfen: Da läuft die braune Brühe ab und auf die Straße. Vorbei an einer Verkehrsinsel und um einen Gully herum, in dem das Wasser eigentlich verschwinden soll. Tut es aber nicht.

Platzregen
Dieser Neubau hatte gestern einen Pool, auf den die Eigentümer gerne verzichtet hätten. © Wolfgang Fellner, NNZ

Weiter unten haben Feuerwehrmänner die Gullydeckel ausgehoben, damit das Wasser ablaufen kann. Und oben, unterhalb der Koppeln, sitzt ein Baggerfahrer in seinem Bagger und schaufelt einen tiefen Graben, in dem sich die Brühe sammeln soll, die vom höherliegenden Gelände herunter kommt.

Auf den Pferdekoppeln, an die hier das Baugebiet direkt anschließt, steht das Wasser in großen Pfützen. „Des war scho immer a nasse Wiesen – ich hätt da nie neibaut“, sagt ein Passant und schüttelt den Kopf.

Platzregen
Die Voggenthaler schützen sich mit Sandsäcken vor dem Wasserschwall, der den Berg hinterschießt. © Wolfgang Fellner, NNZ

Das tun auch zahlreiche Anwohner, die nach dem Schlamassel vom Sonntag erneut um ihre Häuser fürchten. „Das kann doch nicht sein“, sagt ein Mann, der in Gummistiefeln unterwegs ist. Wie kann man ein Baugebiet so ausweisen, fragt er, zuckt mit den Schultern und geht weiter.

Platzregen
Bei Karhof war die Staatsstraße kaum passierbar. © Wolfgang Fellner, NNZ

„Wir hatten da früher einen richtig tiefen Graben, der ging bis ganz oben nauf – und da lief das Wasser an den Häusern vorbei“, schimpft eine Frau in Voggenthal. Seit die Straße an die Kanalisation angeschlossen ist, ist aus dem Graben ein Gräbelchen geworden, der das Wasser nicht mehr aufnimmt. „Bei uns stand jedes Zimmer im Keller unter Wasser, jetzt bloß nicht schon wieder“, sagt die Frau.

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Mitarbeiter der Straßenbauamts suchten in Watthosen nach Ablaufschächten, um dort die Gitter herauszuhebeln. © Wolfgang Fellner, NNZ

Die Anwohner schützen ihre Anwesen mit Sandsäcken, „ich habe noch welche bestellt, des hilft ja sonst nichts“, und Holzscheiten. Die Gullydeckel haben sie herausgehoben und auf Paletten gestellt. Damit das Wasser schneller abfließen und keine Tiere in die Schächte hineinfallen können.

Auf der Suche nach dem Gully waren auch die Mitarbeiter der Straßenbauamtes bei Karhof. In Watthosen stapfen sie durch den vollgelaufenen Straßengraben auf der Suche nach den Schächten. Ein Anwohner, der mit seinem Dackel Gassi geht, grinst: „Da muss einer sein“, sagt er und zeigt in die schlammige Brühe.

Da ist auch einer, wie sich schnell herausstellt. Der Arbeiter stemmt das Eisengitter aus der Tiefe, gurgelnd ergießt sich der Bach in den Schacht. „Da musst mal runter in die Ottosau“, sagt der Rentner: „Da steht alles unter Wasser.“ Auf der Staatsstraße passieren die Lkw und Pkw ganz langsam – eine Unterboden- und Motorwäsche in einem erhalten sie trotzdem.